museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [651]
https://id.smb.museum/digital-asset/5413276 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Die Versuchung des Heiligen Antonius (The Temptation of St. Anton)

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Kein apokalyptisches Landschaftspanorama wie bei Bosch und keinen Kampf mit bedrängenden Höllengeistern stellt die Tafel aus dem Umkreis des Antwerpener Malers Frans Francken d. J. dar. In der grottenartigen Höhle sitzt der heilige Antonius vor einem felsartigen Pult und blättert sinnierend in einem Buch. Um ihn herum verteilen sich verschiedene Personifikationen der Sünde: Die links von dem Eremiten sitzende Frau präsentiert einen prunkvollen Deckelpokal. Als Sinnbild der Unreinheit kann sie mit der Hure Babylon gleichgesetzt werden, die, gemäß der Apokalypse des Johannes, überladen von Schmuck einen goldenen Becher in der Hand hält (Apk 17,4). Es folgen die durch einen Handspiegel ausgewiesene Eitelkeit bzw. Verführung und eine männliche Figur mit dem Gestus der Überredung. Rechts von Antonius sitzt eine geflügelte engelsgleiche Gestalt, jedoch mit teuflischen Spitzohren, die mit einem Trickbrett zur Spielsucht verführen will. Im hinteren Höhlenraum wendet sich eine Gruppe den kulinarischen Genüssen zu. In der Landschaft verweist ein Leichenzug auf die Vergänglichkeit der Welt. Ohne Vergleichsbeispiel in der Ikonographie des heiligen Antonius sind die beiden schwebenden männlichen Gestalten, die eine durchsichtige Kugel präsentieren: Sie ist mit Brillen und Musikinstrumenten, darunter Flöten, Trommeln und Maultrommeln, gefüllt. Sinnbildhaft repräsentieren diese Gegenstände die verstellte Erkenntnis und die Narrheit der Welt. Im Gegensatz zu der Vielzahl an allegorischen Anspielungen und Personifikationen, wurden die Höllengeister auf ein Mindestmaß reduziert: So versucht rechts unten ein kleiner Teufel, die Meditation des Emeriten mit einer Glocke zu stören, während ein anderer auf einer Weltkugel sitzt und in hochmütiger Verkennung seiner intellektuellen Fähigkeiten ein Buch studiert. Zu den wenigen direkten Anspielungen auf das Werk von Jheronimus Bosch gehört das mittig im Bildvordergrund stehende Kompositwesen, das obszön seinen Hintern nach oben reckt und auf dem Rücken einen Pantoffel präsentiert. Der nach unten gebeugte, kopflose Oberkörper ist in Bosch’scher Manier von einem Ei umschlossen, das in der Symbolsprache der Versuchungen für Sexualität und Sünde schlechthin steht. Die monochrome Malerei auf dem Rahmen setzt eine Tradition aus dem 16. Jahrhundert fort und ist typisch für viele Werke aus dem Umfeld der Werkstatt von Frans Francken d. J. In lockerer Anordnung werden auf rotbraunem Grund verschiedene Szenen gezeigt: Unten sitzt der Einsiedler zwischen einem Knochenmann und einem Gerät aus zwei Mühlsteinen, das Symbole der Vergänglichkeit wie eine Sanduhr transportiert. Auf der rechten Rahmenseite ist zusammen mit zwei weiteren musizierenden Gestalten ein teuflisches Wesen mit einer Klarinettennase zu sehen. In der linken oberen Ecke bekräftigt der Dudelsack als Instrument mit phallischer Konnotation nochmals die Gefahren sexueller Ausschweifung, während auf dem oberen Rahmenschenkel der Luftkampf zwischen Engeln und Teufeln stattfindet, der während der himmlischen Entrückung des Antonius um dessen Seele geführt wird.| Johannes Rössler

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Bildmaß: 46,8 x 36,3 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 46.8 x 36.3 cm, Rahmenaußenmaß: 70,2 x 58,3 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 70.2 x 58.3 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Das Material kann bei Namensnennung frei verwendet werden.