museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Gemäldegalerie Malerei 18. Jahrhundert, England [78.1]
https://id.smb.museum/digital-asset/4933868 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Tysoe Saul Hancock und seine Frau Philadelphia (geb. Austen) mit ihrer Tochter Elizabeth und der indischen Bediensteten Clarinda (Tysoe Saul Hancock and his Wife Philadelphia (born Austen) with their Daughter Elizabeth and the Indian Servant Clarinda)

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Im August 1752 legte das Schiff Bombay Castle der britischen East India Company im südindischen Madras (heute Chennai) an. An Bord war die junge, mittellose Philadelphia Austen (1730–1792), eine spätere Tante der britischen Schriftstellerin Jane Austen (1775–1817). Bereits im Januar des folgenden Jahres heiratete Philadelphia den in Fort St David nahe Madras für die East India Company tätigen Arzt Tysoe Saul Hancock (1723–1775). 1759/60 siedelten die Eheleute in das weiter nördlich gelegene Fort William in Kalkutta (heute Kolkata) um. Dort wurde am 22. Dezember 1761 das einzige Kind des Paares, Elizabeth, geboren. In zweiter Ehe mit ihrem Cousin Henry (1771–1850), dem älteren Bruder Jane Austens, verheiratet, starb sie 1813 im Beisein ihrer Cousine Jane als Elizabeth Austen in London. Im Januar 1765 machten sich die Hancocks mit ihrer indischen Bediensteten Clarinda (gest. 1780) und Elizabeths Patenonkel Warren Hastings (1732–1818), einem späteren Generalgouverneur von Ostindien, an Bord der Medway auf den Rückweg nach England. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft in London im Juni 1765 begannen die Porträtsitzungen der Familie bei Joshua Reynolds. Dieser verzeichnete zwischen August 1765 und Februar 1766 mehrere Treffen mit den Familienmitgliedern in seinem Rechnungsbuch, im Oktober 1765 auch eine Sitzung mit Clarinda. Die letzte Zahlung für das wohl fertiggestellte Gemälde erhielt Reynolds im August 1767. Die Dargestellten stehen wie auf einer offenen Veranda im Vordergrund des Bildes. Tysoe Saul Hancock stützt sich in entspannter Haltung auf die Lehne eines mit rotem Brokat bespannten Stuhls. Hinter ihm öffnet sich eine weite, hügelige Landschaft. Rechts hinter den Frauen schließt dagegen ein purpurfarbener Vorhang die Außenwelt ab, ein Hinweis auf die häusliche Sphäre der Familie. Wie bei so vielen seiner großen Porträts griff Reynolds auch bei diesem Bild auf die klassische Bildtradition der italienischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts zurück, verband sie aber mit der neuen „indischen“ Mode. Der dominierende warme Farbklang von Braun (links), Rot und Weiß (Mitte) und zartem Grau (rechts) verrät seine Schulung an der flämischen Malerei. Der Bildträger besteht aus zwei miteinander vernähten Leinwänden von unterschiedlicher Struktur. Die Naht verläuft auf Höhe von Hancocks Händen senkrecht durch die Stuhllehne. Möglicherweise umfasste der Auftrag für das Gemälde ursprünglich also nur drei Figuren, vermutlich die Kerngruppe von Vater, Mutter und Kind. Die Erweiterung der nahezu quadratischen Leinwand zum breiteren Querformat und damit auch der Figurengruppe dürfte jedoch schon zu einem frühen Zeitpunkt erfolgt sein. Die Röntgenaufnahmen des Gemäldes lassen keine größeren Änderungen der Komposition erkennen. Sie zeigen auch, dass Reynolds‘ Werkstatt, wie so häufig, einen nicht unerheblichen Anteil an der Ausführung gehabt haben dürfte. Von Philadelphia vollendete der Maler lediglich das Gesicht. Das nur in einigen grundlegenden Pinselstrichen angegebene Kleid dürfte sein für Gewänder zuständiger Werkstattleiter oder „drapery-man“ Peter Toms besorgt haben. Tysoe Saul Hancock, Elizabeth und Clarinda dagegen scheinen in einem Zug von Reynolds selbst gemalt zu sein. Von besonderem Reiz sind die indischen Gewänder der beiden Letztgenannten. Sie sollen auffallen und auf die engen Beziehungen der Familie zu dem eben eroberten Indien hinweisen. Womöglich wurde auch Clarinda selbst aus ähnlichen Erwägungen letztlich in das Familienbildnis aufgenommen. Es spricht zugleich Vieles für eine enge Bindung der Familie zu Clarinda, die, wie ihr südindischer Schmuck vermuten lässt, möglicherweise bereits in den frühen 1750er Jahren in Madras in die Dienste der Eheleute Hancock getreten war. Nachdem Tysoe Saul Hancock 1768 aus beruflichen Gründen alleine nach Indien zurückgekehrt war, sprach er in den an die Familie in England gerichteten Briefen voll Zuneigung von Clarinda und schickte ihr Stoffe aus Indien. Vermutlich im zweiten Halbjahr 1780 verstarb sie, noch immer in den Diensten Philadelphias und Elizabeths stehend, nach schwerer Krankheit. Das Gruppenbildnis blieb, zusammen mit einem zur selben Zeit von Reynolds geschaffenen Porträt des Familienfreundes und Patenonkels Warren Hastings (1766–1768; heute in der National Portrait Gallery, London), bis zur Zwangsversteigerung des Besitzes von Elizabeths Witwer Henry Austen im Jahr 1817 im Familienbesitz.

Material/Technik

Leinwand, Ölfarbe

Maße

Rahmenaußenmaß: 167 x 200,8 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 167 x 200.8 cm, Bildmaß: 140,8 x 173,7 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 140.8 x 173.7 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Das Material kann bei Namensnennung frei verwendet werden.