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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [1667]
https://id.smb.museum/digital-asset/5152241 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Bücherstillleben (Still Life with Books)

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Beschreibung

Das Berliner „Bücherstilleben" gilt auf Grund der ungewöhnlichen Thematik und seiner beeindruckenden malerischen Qualität als eines der herausragenden Beispiele dieser damals noch jungen Gattung innerhalb der spanischen Kunstgeschichte. Auf einem hellroten Tuch sind vor schwarzem Hintergrund drei unterschiedlich große, in Pergament gebundene Bücher, ein gefaltetes Papier, eine Sanduhr sowie ein Tintenfass mit einem Federkiel arrangiert. Die wie zufällig verteilt anmutenden Gegenstände, die bis dahin höchstens als Attribute in Darstellungen von Heiligen oder in Portraits Bildwürdigkeit erlangt hatten, werden von einem kräftigen Lichtstrahl von der linken Seite beleuchtet. Deutlich zeichnen sich die harten Schlagschatten auf dem Tuch ab. Die abgegriffene Schreibfeder mit ihren zusammengedrückten Fahnen, die eingeknickten Buchecken und die abgenutzten Einbände weisen auf rege Benutzung hin. Wie die im Halbschatten hinter dem aufgeschlagenen Buch abgestellte Sanduhr, die gerade erst umgedreht wurde, zeugen sie von der Anwesenheit eines im Bild nicht sichtbaren Menschen. Obwohl die geöffneten Seiten des auf dem großen Folianten liegenden Buches sichtbar sind, können die mit brauner Tinte geschriebenen Buchstaben nicht entziffert werden. Auch der Inhalt der anderen Bücher bleibt dem Betrachter verborgen. Offensichtlich ging es dem Maler nicht darum, konkrete Werke, etwa religiösen oder literarischen Inhalts, auf wiedererkennbare Weise darzustellen. Stattdessen lag die Bildintention auf einer möglichst wirklichkeitsnahen Wiedergabe der alltäglichen Gegenstände. Obwohl die Seiten des großen Folianten mit langen groben Pinselstrichen gemalt sind, entsteht der Eindruck, jede einzelne Seite könne angefasst und umgeblättert werden. Selbst das Gewicht der Bücher und die Steifheit ihrer Einbände sind, allein durch die Betrachtung des Gemäldes, erfahrbar. Die Kunstfertigkeit des Malers scheint umso verblüffender, als es ihm gelang, diesen Effekt ausschließlich mit den Farben Weiß, Schwarz, Braun und Rot zu erzielen. Darüber hinaus verzichtete er auf in derartigen Bildern häufig zur Anwendung kommende illusionistische Tricks, durch die das Herausragen einzelner Gegenstände aus der Bildoberfläche vorgetäuscht wird. Lediglich das rote Tuch wirft an der vorderen Kante, die zugleich die Oberfläche des Bildes markiert, drei dezente Falten. Der Maler, der die einfachen Gegenstände auf so virtuose Weise wiedergegeben hat, ist bislang nicht ermittelt. Zwar wurden immer wieder auch italienische Meister als mögliche Urheber genannt, dennoch geht die Mehrzahl der Experten von einem in Madrid tätigen Maler aus. Zum einen weist das Sujet Verbindungen zu den dort gemalten Vanitas-Bildern auf, zum anderen ist es zuerst im Besitz der Familie des in Spanien tätigen Gesandten John Hookham Frere nachweisbar. Neben Antonio de Pereda und Francisco Collantes, die beide schon zu Lebzeiten für ihre Meisterschaft auf diesem Gebiet berühmt waren (Kat.Nr. 1979), wurde u.a. auf die Nähe zu einem in Privatbesitz befindlichen Bücherstilleben hingewiesen, das auf Grund des eingefügten Monogramms »Alo GV« als Werk von Alonso Gutiérrez gilt. Selbst eine Zuschreibung an Diego Velázquez oder Alonso Cano wurde einst für möglich gehalten. Auch die Frage, für wen und für welchen Ort das Gemälde bestimmt war, ist nicht geklärt. Die Bücher als Speicher menschlichen Wissens und die Sanduhr, die das Vergehen der Zeit anzeigt, sind Symbole, die häufig in Vanitas-Bildern dargestellt werden. Sie vergegenwärtigen die Vergänglichkeit alles Weltlichen und führen die Kurzlebigkeit und Unbeständigkeit menschlichen Tuns vor Augen. Peter Cherry vermutet deshalb, das Gemälde könne für einen privaten Sammler geschaffen worden sein, in dessem Alltag derartige Objekte eine prägende Rolle spielten. Außer Frage steht, dass das kleinformatige Bild, das auf eine nahsichtige Betrachtung ausgelegt ist, durch seine malerische Virtuosität und die zahlreichen Assoziationsmöglichkeiten sowohl Bewunderung auslösen als auch tiefgreifende Deutungen anregen sollte.| Sven Jakstat |--Hier Übersetzung--:::::::::: Because of its unusual subject matter and the impressive quality of the execution, the Berlin painting "Still Life with Books" is considered to be an outstanding example of what was then a still young genre in Spanish art history. Three books of different sizes bound in parchment, a folded paper, an hourglass, and an ink pot with a quill are arranged on a light red cloth before a black background. Until that time, objects such as these had been considered worthy of being painted only as the attributes of saints or in portraits. They are arranged seemingly at random and illuminated by a powerful beam of light from the left, casting hard fall shadows on the cloth. The worn quill with torn vanes, the dog-eared corners of the book’s pages, and the tattered covers suggest that the objects have seen frequent use. Along with the hourglass, which can be seen in the half-shadow behind the open book and which appears to have been turned over just a moment ago, they testify to the presence of a person who cannot be seen in the picture. Although the open pages of the book lying on the large folio volume are visible, it is impossible to decipher the letters written in brown ink, and the content of the other books too remains hidden from the viewer. Apparently the painter’s intention was not to portray clearly identifiable works, with for example religious or literary content, but instead to depict everyday objects as realistically as possible. Although the pages of the large folio volume are painted with long, rough brushstrokes, the impression is created that each page could be touched and turned over, and even the weight of the books and the stiffness of the bindings are almost tangible. The fact that the painter manages to achieve this effect with a palette of nothing but white, black, brown, and red testifies to his astounding artistic talent. What is more, he refrains from employing the kind of illusionist tricks often used in pictures like this to make certain objects appear to project out of the painting. Only the red cloth displays three subtle creases on the front edge, which simultaneously marks the surface of the picture. The identity of the painter who succeeded in rendering such simple objects in such a virtuoso manner remains a mystery to this day. Even though the painting has on several occasions been attributed to Italian masters, the majority of experts assume the work was painted by an artist working in Madrid. For one thing, the subject reminds us of the "Vanitas" pictures painted in Spain, and for another, the first record we have of the painting is in the possession of the family of the British envoy to Spain, John Hookham Frere. Alongside Antonio de Pereda and Francisco Collantes, both known during their lifetimes for their mastery in this genre (Cat.No. 1979), reference has also been made to a privately owned still life of books, which on the evidence of the monogram “Alo GV” is considered to be the work of Alonso Gutiérrez. There has also been some speculation that it may have been created by Diego Velázquez or Alonso Cano. The question of the painting’s intended recipient and location too remains unresolved. The books as reservoirs of human knowledge and the hourglass showing the passing of time are symbols that often appear in "Vanitas" pictures. They illustrate the transitory nature of all worldly things and highlight the temporary, evanescent nature of human activity. Peter Cherry therefore suspects that the painting may have been created for a private collector in whose everyday life such objects played a significant role. Unquestionably, the painterly virtuosity and multiple associations of the small-format picture, which art historians assume was intended to be viewed at close quarters, are intended to arouse admiration and prompt profound interpretations.| Sven Jakstat

Material/Technik

Leinwand

Maße

Bildmaß: 34,9 x 56,8 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 34.9 x 56.8 cm, Rahmenaußenmaß: 55,5 x 77,5 x 8 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 55.5 x 77.5 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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