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Gemäldegalerie Malerei [744]
https://id.smb.museum/digital-asset/5947541 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Bergiges Meeresufer (Mountainous Seashore)

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Beschreibung

So unbestimmt wie der überlieferte Bildtitel bleibt auch nach neuerer Forschung zum Werk des Künstlers die Topographie der dargestellten Landschaftsszenerie. Allenfalls die im Mittelpunkt stehende Befestigungsanlage mit rundem Turm, ein häufig bei Bril und anderen wiederkehrendes Motiv, könnte ihr konkretes Vorbild im Scipionengrab an der Via Appia gehabt haben. Im ganzen handelt es sich um eine Phantasieansicht, eine »Bild-Erfindung«, in der alle natürlichen Elemente zu einer grandiosen Überschaulandschaft kunstvoll zusammengesetzt sind. Das sensible Zusammenspiel von Wasser, Luft und Licht und die geschickt verteilten Zitate menschlicher, mit dem Meer verbundener Betriebsamkeit geben dieser Künstlichkeit dennoch einen lebendigen Hauch von Realität. Die Komposition ist aus seitlichen Senkrechten und einer beruhigenden Waagerechten im Hintergrund gefügt; immer wieder trifft das Auge auf die senkrechten Linien von Bootsmasten. Innerhalb dieses Gerüstes aber spielen Diagonalen zwischen Nähe und Ferne. Diese sind nicht nur durch die wohlüberlegte Anordnung der vielgestaltigen Erdformationen an den Ufern der Meeresbucht bestimmt. Sie werden vor allem von der Führung des Lichtes getragen. Von links dringt es, ohne die eigentliche Quelle sichtbar werden zu lassen, als morgendliche Sonnenstrahlen in rosa-gelblichen Farbtönen intensiv über die Wasserfläche nach rechts vorn. Es beleuchtet die ihm zugewandten Flächen der Fels- und Bergmassive und den im Mittelpunkt des Bildes stehenden Turm auf der aus der Schlucht gleichsam herausgeschobenen felsigen Landzunge. In dem beherrschenden Blaugrün des Wassers läßt es weißlich flackernde Gischtzeilen oder ruhige helle Flächen entstehen. In zuckenden weißen Reflexen trifft es die vom nächtlichen Fang heimkehrenden Fischer im Boot und die angestrengt ein volles Fangnetz ans Ufer schleppenden Männer rechts unten. Ihre Bewegung folgt der des Lichtes, wiederholt links oben in der Luft von zwei großen dunklen Vögeln. Kontrastierend dazu schaffen tiefe Schatten ihrerseits diagonale Strukturen. Die gesamte Höhe des Bildes nimmt links als scharfe Silhouette ein im Dunkel belassener Fels ein, bewachsen mit hohen Laubbäumen. An dessen Fuß ankert ein großer Fischkutter mit steil aufragendem Mast und filigraner Takelage, umgeben von kleinen Beibooten. In dieser schattigen, höhlenartigen Zone hat eine Gruppe von Fischern ein Feuer entfacht. Vom natürlichen Licht unberührt, werden sie von dieser künstlichen Lichtquelle lebhaft beleuchtet. Der schattig-moosgrünen Bildpartie links unten entspricht wiederum rechts oben der tiefe Schatten in einer geheimnisvollen Bergschlucht. Wie auf dem Wasser vollzieht sich die Lichtführung am Himmel, wobei Himmel und Wasser in der Ferne schließlich diffus verschmelzen. Nur noch zart und silhouettenhaft sind die blauen Bergkämme angedeutet. Brils Pinselstrich beschreibt weich und großzügig die vorwiegend gerundeten Formen. Wie farbige Schnörkel wirken die winzigen Staffagefiguren und sind doch exakt in ihren Bewegungen erfaßt. Die flämischen Landschaftsmaler um 1600 wandten sich, den heimischen Eindruck der »Weltlandschaft« des 16. Jahrhunderts hinter sich lassend, vermehrt italienischen Kunstauffassungen zu. Auch Paul Bril, neben Jan Brueghel, Josse de Momper und Roelant Saverij einer der bedeutendsten Vertreter des Landschaftsfaches auf dieser Entwicklungsstufe, reiste 1574 über Frankreich nach Rom. Dort beeindruckten ihn besonders die Kunst des Deutsch-Römers Adam Elsheimer und die Landschaften des Annibale Carracci. Sein Bruder Matthijs war als angesehener Landschafter bereits in Rom ansässig. Als dieser 1584 starb, war Paul Bril schon der erfolgreichste und meistbeschäftigte unter den niederländischen Landschaftern im römischen Kunstbetrieb. Verehelicht mit einer Florentinerin, blieb er in Italien, ohne jedoch jemals die flämische Herkunft in seinen Arbeiten zu verleugnen. Er schuf Fresken, Zeichnungen und Stiche, wobei sein Gesamtwerk bislang vergleichsweise noch wenig erforscht ist. Verwechslungen mit Werken von Zeitgenossen kommen oft vor. Das Berliner Bild gilt als eines der besten Tafelbilder Brils. Anders als die 1610 entstandene, in vielem ähnliche Hafenszene (Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts) vermeidet es jegliche Dramatik und alles kleinlich detaillierte »Aufputzen« der Natur. Als reifes und sehr spätes Werk vermittelt es eine koloristisch und lichtkompositorisch ausgewogene sanfte Stimmung.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::::::::: The location of the landscape depicted remains as vague as the title of the painting. Perhaps the fortification in the centre with its round tower, a frequently recurring motif in the works of Bril and other artists, may have been inspired by the Scipione tomb on the Via Appia. As a whole, the painting is fantasy landscape, an “imagined place”, in which natural elements are artistically combined to create an elaborate scene. The delicate interplay of water, air and light and the hints of human maritime activity in the landscape help to give this artificial, imagined setting a lively touch of reality. The composition consists of lateral vertical lines and a soothing horizontal line in the background. Within this structure, there are diagonals between the foreground and the distance. These are determined not only by the careful arrangement of the varied earth formations along the coast of the bay, but are also carried by the light. The rays of the morning enter the scene from the left, but without showing the actual source, in a wash of pink and yellow shades which shine on the water over to the right foreground. The light illuminates the facing surfaces of the cliffs, the castle rock and the tower at the centre of the picture. White patches of foam and calm lighter areas of water stand out against the predominantly blue and green shades of the water. Gleaming white reflexes shine on the fishermen in the boat returning home from their night-time catch and the men heaving a full net onto the beach. The direction of their movement follows that of the light and is repeated up in the air by the two big, dark birds. In contrast, deep shadows create diagonal gashes in the picture. At the left edge, a dark rock occupies the entire height of the painting as a sharp silhouette and a large fishing boat with a steep mast and delicate rigging has cast anchor at its foot. In this shadowy area, a group of fishermen has lit a fire. Untouched by the natural light, they are vibrantly illuminated by this artificial light source. The light in the sky follows the same direction as on the surface of the water, and the sky and water merge hazily in the far distance. The blue mountain ridges are only just hinted at as a delicate silhouette in the far distance. Bril’s brushstrokes softly and generously outline the predominantly rounded shapes. Around 1600, the Flemish landscape painters started departing from the impression of the “world landscape” that dominated in the Netherlands, and increasingly started adopting Italian styles and approaches to art. Paul Bril, who alongside Jan Brueghel, Josse de Momper and Roelant Savery was one of the most important representatives of the landscape genre of the period, also travelled through France to Rome in 1574, where he was greatly impressed by the art of Adam Elsheimer and the landscapes of Annibale Carracci. His brother Matthijs had already settled in Rome and was an acclaimed landscape painter. By the time the latter died in 1584, Paul Bril had become the most successful and the busiest Dutch landscape painter in Rome. This painting is considered one of Bril’s most accomplished panels. As a mature and very late work, it uses finely balanced colours and a delicate lighting composition to convey a gentle mood.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Leinwand

Maße

Rahmenaußenmaß: 78 x 106,7 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 78 x 106.7 cm, Bildmaß: 53,3 x 89 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 53.3 x 89 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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