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Gemäldegalerie Malerei Stillleben [60.2]
https://id.smb.museum/digital-asset/6288342 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Stillleben mit Kirschen und Erdbeeren in Porzellanschüsseln (Still Life with Cherries and Strawberries in Porcelain Bowls)

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Beschreibung

Der Betrachter blickt auf eine einfache hölzerne Tischplatte, auf der mehrere Gegenstände stehen. Ins Auge fallen zunächst zwei chinesische Porzellanschüsseln aus der Zeit des Kaisers Wan-Li, von denen die eine mit Walderdbeeren, die andere mit Kirschen gefüllt ist. Dahinter steht eine Zinnschale mit eingelegten Oliven. Als einer der ersten flämischen Maler präsentierte Osias Beert in seinen Werken chinesisches Porzellan, das im frühen 17. Jahrhundert in Europa noch sehr selten war. Zwischen den Schalen stehen drei mit Rotwein, Wasser und Weißwein gefüllte Gläser. Am prächtigsten ist die sogenannte Becherschraube im linken Bildvordergrund, ein Glaspokal mit vergoldetem Fuß. Doch auch bei den beiden Gläsern venezianischer Art handelt es sich um Luxusgegenstände. Ein Brötchen, eine Libelle und ein auf einem Messer mit Perlmuttgriff sitzendes Tagpfauenauge vervollständigen das Ensemble. Die Objekte sind mit nur wenigen Überschneidungen über die Bildfläche verteilt. Dadurch steht jedes Element als Einzelstudie für sich und kann in seiner Oberflächenbeschaffenheit minutiös wiedergegeben werden. Dieses Kompositionsverfahren ist typisch für die frühe flämische Stilllebenmalerei und insbesondere für das Werk von Osias Beert. Dieser datierte seine Werke nicht. Die rückseitig auf dem kupfernen Bildträger angebrachte Jahreszahl 1608 darf aber auch als Entstehungsjahr für das Werk angenommen werden. Das Bildthema der gedeckten Tafel (niederl. »banketje«) entwickelte sich als eigenständige Stilllebengattung um 1600. In ihm offenbart sich der damalige Delikatessenkult der wohlhabenden städtischen Bevölkerung. Vor allem Obst nahm als besonderer Genuss eine herausragende Stellung in der Ernährung der oberen Schichten ein. Auch bei hellem Brot, wie dem hier gezeigten Brötchen, handelte es sich um ein Feinschmeckerprodukt. Dass hier die Oberschicht den Tisch decken ließ, verdeutlicht auch die Tatsache, dass die meisten Menschen zu dieser Zeit von Holztellern aßen und aus Holzbechern tranken. Wie Inventare des 17. Jahrhunderts belegen, fanden die sogenannten »banketjes« meist als dekorative Ausstattungsstücke in den Wohnungen des wohlhabenden Patriziats Verwendung. Auf einer weiteren Ebene dienten die Bilder aber auch der moralischen Belehrung des Betrachters. Dieser war es zu Beginn des 17. Jahrhunderts gewohnt, hinter der primären Darstellungsebene eine symbolische zu suchen. Die Bilder luxuriös gedeckter Tische enthalten immer auch eine Warnung vor der »Voluptas oculorum« (Augenschmaus), die den Betrachter daran hindern kann, Gott zu folgen. Die verderblichen Früchte bedeuten weltlichen Genuss und Vergänglichkeit. Walderdbeeren und Kirschen waren Symbole der Verlockung und der Sinnenfreuden, zugleich wurden Erdbeeren in der mittelalterlichen Bildtradition aber auch der Jungfrau Maria zugeordnet und Kirschen im Kontext des Paradiesgartens dargestellt. Die als Frucht mit temperierender Kraft angesehene Olive bildet mit dem ihr zugeordneten Wasserglas ein ausgleichendes Gegengewicht zum Luxus der linken und rechten Objektgruppen. Das Messer erinnert an das Opfer Christi, dem die menschliche Seele, symbolisiert durch den Schmetterling, ihre Unsterblichkeit verdankt. Im Unterschied zum Schmetterling, der als einziges Insekt das Gute verkörperte, galt die Libelle als Unglücksbringer und war unter dem Beinamen »Teufelsnadel« bekannt. Bei frühen Mahlzeitstillleben wie diesem handelte es sich also um vielschichtige Reflexionsbilder, die den Blick des Betrachters auf unterschiedliche Weise fesselten.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::::::: The picture shows several objects arranged on a simple wooden tabletop. The viewer’s gaze is immediately drawn to two Chinese porcelain bowls from the Wan Li dynasty, one of which is filled with wild strawberries, the other with cherries. Behind the bowls is a pewter dish with olives. Osias Beert was one of the first Flemish painters to depict Chinese porcelain, which in the early 17th century was still very rare in Europe. Between the two bowls there are three goblets filled with red wine, white wine and water. The most magnificent of these is the “Becherschraube” glass goblet with a gilt base in the left foreground. The other two Venetian glass goblets are also luxurious objects. The composition is rounded off by a bread roll, a dragonfly and peacock butterfly sitting on a knife with a mother-of-pearl handle. The objects are distributed in the scene with very little overlapping. Each element stands alone as an individual study and the different surfaces have been meticulously reproduced. This type of composition is typical for early Flemish still-life painting, and particularly so for the work of Osias Beert. The artist did not date his paintings; however, on the reverse the copper panel bears the year 1608, which can be assumed was the year this still-life was painted. The banquet pieces (Dutch banketje) emerged as a distinct sub-genre in stilllife paintings around 1600. The origins of the genre are the opulent market scenes in Flemish painting, which celebrated food and fed the wealthy urban population’s fascination with delicacies. As a particular treat, fruit occupied a special place on the tables of the upper classes. White bread, like the bread roll depicted here, was also a luxury. This painting obviously displays the table of a wealthy household, as is shown by the fact that most people in this time in history would have eaten from wooden plates and used wooden cups. Household inventories from the 17th century document that the banketjes were commonly used as decorative exhibits in the homes of rich patricians. On a different level, these paintings also served the purpose of moral instruction for the viewer, who, at the beginning of the 17th century, was accustomed to seeking the symbolic meaning behind the primary level of representation. Paintings of luxuriously set tables always contained a warning against voluptas oculorum (“feast for the eyes”) which could prevent the viewer from recognising and following God. The perishable fruits represented earthly pleasure and transience. Wild strawberries and cherries were symbols of temptation and sensual pleasure; additionally, in the Medieval pictorial tradition strawberries were assigned to the Virgin Mary and cherries were seen in the context of the Garden of paradise. The olives, which in contemporaneous medical literature were considered to have a tempering effect, at the centre of the painting and the water glass close to them form a counterbalance to the luxury of the groups of objects on the left and right side. The knife reminds the viewer of Christ’s sacrifice which makes the human soul – symbolised by the butterfly – immortal. In contrast to the butterfly, which is the only insect that symbolizes good, the dragonfly was considered the harbinger of bad luck and was also called the “devil’s darning needle”. Early banquet still-lifes such as this one were multi-layered pictures that called on the viewer to reflect while captivating the gaze in various ways.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Kupfer

Maße

Bildmaß: 49,4 x 65,5 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 49.4 x 65.5 cm, Rahmenaußenmaß: 61,9 x 77,7 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 61.9 x 77.7 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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