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Gemäldegalerie Malerei 18. Jahrhundert, Frankreich [83.3]
https://id.smb.museum/digital-asset/4946888 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Die Großmut des Scipio (The Generosity of Scipio)

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Beschreibung

Titus Livius berichtet in seiner sagenhaften Geschichte Roms (Ab urbe condita XXVI, 50) von einem Ereignis, das sich während des Feldzugs der Römer gegen die Karthager in Spanien zutrug. Dem siegreichen Feldherrn Publius Cornelius Scipio (Africanus maior, um 235-183 v. Chr.) war nach der Eroberung von Neukarthago (Cartagena) eine Jungfrau von außerordentlicher Schönheit als Gefangene zugefallen. Als Scipio sie nach ihrer Herkunft fragte, erfuhr er, dass sie mit Allucius, einem der vornehmsten Jünglinge unter den Celtiberiern, verlobt sei. Darauf ließ der Feldherr ihre Eltern und ihren Bräutigam zu sich kommen, versicherte ihnen, daß die Reinheit des Mädchens geachtet worden sei und er ihr die Freiheit schenken wolle. Als einzige Gegenleistung forderte er von Allucius, ein Freund des römischen Staates zu werden. Die kostbaren Geschenke, die ihm die Eltern des Mädchens angeboten hatten, wies er zurück und übergab sie dem jungen Paar als Brautgeschenk. Von der Güte und der Großmut Scipios bewegt, löste Allucius sein Versprechen ein und unterstellte sich dem Befehl des römischen Feldherrn. Restout hat sich mit dem Bild eng an die literarische Vorlage gehalten und den Höhepunkt der Erzählung dargestellt. Das Lager der Römer ist vor den Mauern der eroberten Stadt aufgeschlagen. Der Feldherr steht erhöht auf einigen Stufen unter einem Zeltdach und ist durch einen Purpurmantel hervorgehoben. Allucius kniet vor ihm und hat voller Dankbarkeit mit beiden Händen die Rechte des Feldherrn ergriffen, während dieser noch auf die weiß gekleidete Braut deutet. Auf der rechten Seite des Bildes bieten die Eltern der Braut mit beschwörenden Gesten kostbare Geschenke an, die wie ein prunkvolles Stilleben in der Mitte des Bildes vor dem Feldherrn niedergesetzt sind. Der bühnenartige Aufbau, die Gesten aller Figuren und die theatralische Regie der Szene konzentrieren alle Aufmerksamkeit auf die Hauptakteure. Die Komposition folgt ganz den klassischen Regeln der französischen Historienmalerei. Von rechts nach links drängen sich die beteiligten Personen heran und steigern in ihren Gesten und Bewegungen die Dramatik, die schließlich in der Figur des Feldherrn als der wichtigsten der Erzählung ihren Höhepunkt findet. Die Verteilung der Lokalfarben Rot, Blau und Weiß unterstützt die klare Gliederung. Durch den tiefen Blickpunkt des Betrachters kommt der Hintergrund nur knapp ins Bild. Die moralisierende Tendenz des Bildes ist nicht zu übersehen. Durch seinen Verzicht auf die Gefangene hat Scipio seine wahre Großmut bewiesen, die ihn zum Inbegriff des tugendhaften Herrschers werden ließ. Aus diesem Grunde hat auch Restout an diesem Beispiel weniger eine Begebenheit aus der römischen Geschichte als vielmehr vorbildhaftes menschliches Handeln vor Augen führen wollen. Er konnte sich dabei auf große Vorbilder aus dem 17. Jahrhundert berufen. Schon 1660/61 hatte Charles Lebrun (1619-1690) in seinem großen Bild mit der Familie des Darius vor Alexander (Versailles, Musée National) dieses Thema als Gleichnis für die Großmut eines Herrschers gemalt. Pierre Mignard (1612-1695) und Jean Jouvenet (1644-1717), der einstige Lehrer von Restout, hatten es mit wichtigen stilistischen Veränderungen weiterentwickelt. Restouts Fassung übersetzt endgültig das barocke Pathos des 17. Jahrhunderts in die Eleganz und Farbigkeit des frühen Rokoko. Eigentlich war Restout ein Kirchenmaler, der nur wenige Historienbilder geschaffen hat, darunter auch einen großen Triumph des Bacchus, den Friedrich der Große 1755 für die Ausgestaltung des Marmorsaals im Neuen Palais in Potsdam bei ihm bestellt hatte. Die Großmut Scipios bildete einst das Gegenstück zu Hectors Abschied von Andromache, das im Salon von 1727 ausgestellt war. Die Komposition ist überliefert, das Bild selbst ist verschollen. In der Gegenüberstellung der beiden Themen hat Restout den Grundgedanken tugend- und heldenhaften Handelns weiter vertieft.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. unten rechts auf einem Stein: Restout / 1728 :::::::::::_ In his legendary history of Rome Ab urbe condita XXVI:50, Titus Livius tells of an event that occurred during the Roman campaign against the Carthaginians in Spain. After the conquest of New Carthage (Cartagena), the victorious general Publius Cornelius Scipio (Africanus maior, circa 235–183 BCE) encountered a prisoner, a virgin of extraordinary beauty. Asking about her origins, Scipio learned that she was bethrothed to Allucius, one of the noblest youths among the Celtiberians. The general, then, summoned her parents and her bridegroom, assuring them that her girl’s purity had been respected, and granting her freedom. All he asked in turn was that Allucius shall become a friend of the Roman state. He refused the precious gifts offered him by the girl’s parents, bestowing them on the young couple as wedding presents. Moved by Scipio’s goodness and generosity, Allucius made good on its promise, subordinating himself to the command of the Roman general. In his picture, Restout adheres closely to the literary source, depicting the highpoint of the narrative. The Romans have pitched their camp before the walls of the defeated city. The general stands on a platform with several steps under a tent roof, his figure emphasised by a crimson cloak. Allucius, filled with gratitude, kneels before him, grasping the general’s right hand with both of his own, while the general gestures towards the bride on the right, who is clad in white. On the right-hand side of the picture, the parents, with imploring gestures, offer Scipio precious gifts, which are positioned in front of the general at the centre of the picture like a splendid still-life. The stage-style structure, the gestures of the figures, and the theatrical direction of the scene focus all of our attention on the principle protagonists. The composition adheres entirely to the classical rules of French history painting. The main actors press forward from left to right, heightening the drama through their gestures and movements, the climax being the figure of the general, the most important figure in the story. The distribution of the local colours red, blue, and white support the clear organisation. Given the beholder’s lowered viewpoint, and background is barely perceptible. The moralising tendency of the picture can hardly be overlooked. Through his renunciation of the prisoner, Scipio demonstrates his genuine magnanimity, which makes him the embodiment of the virtuous ruler. For this reason, Restout has chosen not simply to depict an event from Roman history, but instead to visualise exemplary human conduct. He was able to draw upon great models from the 17th century. In 1660/61, in the great painting of The Family of Darius before Alexander (Versailles, Musée National), Charles Lebrun (1619–90) had chosen the theme as a metaphor for the generosity of a ruler. Pierre Mignard (1612–95) and Jean Jouvenet (1644–1717), a veteran former teacher of Restout, developed this concept further with important stylistic modifications. Restout’s version irreversibly translates the Baroque pathos of the 17th century into the elegance and colouristic splendour of the early Rococo. Actually, Restout was a church painter who produced very few history paintings, among them the great Triumph of Bacchus, commissioned by Frederick the Great in 1755 for the decoration of the Marmorsaal in the Neues Palais in Potsdam. The Magnanimity of Scipio once formed the counterpart to Hector’s Departure from Andromache, which was exhibited at the salon of 1727. Both pictures remained together until the Calonne Collection was auctioned in Paris in 1788. While the companion painting itself has been lost, its composition survives through a copy in Halle. By juxtaposing the two themes, Restout further deepened the fundamental ideas of virtuous and heroic action.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Leinwand, Ölfarbe

Maße

Bildmaß: 130 x 196,7 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 130 x 196.7 cm, Rahmenaußenmaß: 160,5 x 214,6 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 160.5 x 214.6 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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