Das aus der frühchristlich-byzantinischen Geburts-Ikonographie stammende Motiv der liegenden Maria mit Kind findet sich in der spätmittelalterlichen Skulptur vergleichsweise selten. Die überlieferten Skulpturengruppen könnten zusammen mit einer separaten Josefsfigur den Schrein von Geburt-Christi-Altären ausgefüllt haben. Möglicherweise dienten die Darstellungen Marias im Wochenbett aber auch als vom Altarzusammenhang unabhängige Andachtsbilder. In dieser aus der Zeit um 1400 stammenden Skulptur liegt Maria auf einem flachen Bett, ihr Oberkörper wird von zwei Kissen gestützt. Der Jesusknabe sitzt aufrecht – von den Händen Mariens gehalten – und mit verschränkten Beinen in ihrem Schoß und blickt den Betrachter an.
[Sophie Rüth]
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