Der Statuettenkopf wurde im gepflasterten Hofraum an der Ostmauer von P 47.3 gefunden. Dort entdeckte man außerdem einen kleinen Falkenkopf aus Alabaster, den Kopf und den dazugehörigen Torso einer Prinzessinnenstatue aus Sandstein sowie das Bruchstück eines Uräenfrieses. Aufgrund der Blauen Krone ist der Statuettenkopf einer männlichen, königlichen Person zuzuschreiben. Am hinteren Teil des Kopfschmuckes ist der Ansatz des Rückenpfeilers erhalten. An der Stirn ist die längliche Vertiefung des aus anderem Material eingesetzten Vorderkörpers der Uräusschlange deutlich erkennbar. In den Augenwinkeln und am Stirnansatz der Krone befinden sich noch Spuren roter Farbe. Reste schwarzer Bemalung sind an den Augenkonturen sichtbar. Am oberen Halsansatz weist das Bildnis zwei Falten auf, welche typisch für die Darstellungen während der Amarnazeit sind. Trotz fehlender, zur Datierung wichtiger Elemente wie Mund und Nase sprechen die mandelförmigen Augen und die Modellierung der Gesichtszüge für ein Bildnis aus der späten Amarnazeit. In dieser Phase wurden die hervortretenden Wangenknochen, das langgezogene Gesicht und die schlitzförmigen Augen durch weichere Züge ersetzt. Statuetten wie diese fanden vielleicht auch im privaten Bereich Verwendung. Dort könnten sie in kleinen Kapellen als Mittler zu Aton gedient haben und waren selbst Gegenstand kultischer Verehrung.
Aus: Taschner, L., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 384 (Kat.-Nr. 173).
Angaben zur Herkunft:
Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG), Auftraggeber
Borchardt, Ludwig (5.10.1863 - 12.8.1938), Grabungsleiter
Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton
Datierung engl.: Amenhotep IV / Akhenaten
P 47.03 (Ägypten / Mittelägypten / Amarna / P 47 / P 47.01-03 (Anwesen))
Schenkung James Simon, 1920
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