"Zusammen mit dem Sarkophag des Scheunenvorstehers Sa-Iset konnte dieser Kastensarg der Dame Senbi 1971 aus der aufgelassenen Sammlung Khashaba erworben werden. Er zeigt eine Innenbemalung, die typisch ist für die 12. Dynastie. Wer Senbi war, verrät uns die Inschrift nicht. Doch gehen wir nicht fehl, wenn wir die Dame zu den Oberen Tausend rechnen. Wurde doch das niedere Volk nach dem Tode spurenlos beseitigt. Die Dame Senbi aber möchte im Jenseits gleich einem König existieren; dafür jedenfalls sprechen die Utensilien: Da sind königliche Insignien, wie Schurz, Szepter und Bögen dargestellt; aber auch die Kopfstütze und den Spiegel finden wir in dem Gerätefries, und zwar an seinem Anfang ganz rechts. Damit wissen wir, dass wir das Kopfende des Sarges betrachten. Dem Grätefries ist die sogenannte Palastfassade mit einem Augenpaar über der Tür gemalt. Diese Augen kommunizieren mit den bei weitem größeren Augen auf der rechten Außenwand des Kastensarges. Durch diese beiden Augenpaare soll nach ägyptischer Vorstellung der Tote die Möglichkeit haben, aus dem Jenseits heraus in das Diesseits zu blicken und am diesseitigen Leben teilzuhaben. Kein Wunder also, dass die Sargkiste so schmal ist: In Blickrichtung auf das Augenpaar lag der Tote mit Hilfe seiner Kopfstütze schräg auf der Seite und benötigte nicht den Raum wie bei einer normalen Rückenlage.
Aus der Sorge heraus, den toten Körper eines Verstorbenen für sein jenseits Leben zu erhalten, hat sich neben der Mumifizierung, deren Spuren wir deutlich auf dm Boden unseres Sarges erkennen können, diese bestimmte Sargform entwickelt, deren Konstruktion im allgemein auf das 20. und 19. vorchristliche Jahrhundert beschränkt bleibt."
Aus: Ägyptisches Museum Berlin (=sogenannter "Weißer Katalog"), bearb. v. Settgast, Jürgen, Berlin, Philipp von Zabern, 1985, 3. Aufl., S. 2-3.
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