Das Errichten von Gebäuden wurde in Ägypten von Riten und Feierlichkeiten begleitet, die sich bis in die Prädynastische Zeit zurückverfolgen lassen. Archäologisch lassen sich von diesen Riten nur die sogenannten Gründungsgruben nachweisen, die bis in die römische Zeit angelegt wurden. Die Gründungsbeigaben konnten aus ganz verschiedenen Objektgruppen und Materialien zusammengestellt sein. Zu den häufigsten Gründungsbeigaben zählen Gefäße, Werkzeuge und Baumaterialien in Miniaturformat sowie magisch aufgeladene Objekte, wie z.B. Amulette, und Speiseopfer. Handelte es sich um ein königliches Bauprojekt, wurde auf den Beigaben ein kurzer Weihspruch angebracht, der den Namen des königlichen Bauherrn nennt.
Der Gesteinssplitter ÄM 32216 wurde zusammen mit einem weiteren Exemplar (ÄM 32218) und anderen Beigaben in einer von vier Gründungsgruben im Bereich des Totentempels des Thutmosis III. in Sheikh Abd el-Qurna entdeckt. Bei den Gesteinssplittern handelt es sich vermutlich um Gesteinsproben des zum Bau des Tempels verwendeten Materials; gelber und brauner Sandstein. Der Name des Bauherrn Thutmosis III. wurde mit dem Zusatz „Guter Gott“ in blauer Farbe auf die flache und unregelmäßige Bruchfläche aufgebracht. Der Name wurde in eine Kartusche, ein nur für Königsnamen verwendetes Symbol für Schutz und Dauerhaftigkeit, eingefasst.
Farben wurden in Ägypten nicht nur aus dekorativen Zwecken genutzt, jede Farbe hatte zudem ihren eigenen Symbolcharakter. Die Farbe Blau stand sinnbildlich für den Himmel und das Wasser. Von der lebensspendenden Eigenschaft des Wassers abgeleitet, stand die Farbe Blau außerdem für Fruchtbarkeit, Geburt und die Kraft der Schöpfung, was sich gut in den Kontext der Gründungsbeigaben einfügt.
(J. Tschernig)
de