Dieses durch Waschen leider teilweise verfärbte Tuch (links mit Webkante, sonst gesäumt) ist besonders deswegen interessant, weil es möglicherweise in zwei Phasen und von zwei Stickerinnen gearbeitet wurde.
Es ist in der typischen Art der Mustertücher aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zwei von einander getrennte Bereiche gegliedert - oben ein Block mit Alphabet- und Ziffernreihen, welche durch geometrische und florale Borten voneinander getrennt werden, unten das Motivfeld mit einem zentralen Blütenkranz. Dabei ist die Stickerei im oberen Bereich mit Seide ganz im im Stil der 1820/30er Jahre ausgeführt.
Demgegenüber findet sich in der unteren Hälfte vielfarbige Wollstickerei mit chemisch gefärbten Garnen. Der zentrale, lebendig gestaltete Blütenkranz enthielt ursprünglich neben der Datierung ("1854"?) den vollständigen Namen der Stickerin ("_ _ Grube", Wolle teils ausgefallen). Daneben bzw. darunter befinden sich neben moderneren Motiven (Hund und Katze) drei große (Paradiesgartenszene, Kreuzigung, Josua und Caleb mit der Traube) sowie diverse kleinere (darunter Osterlamm, Herz mit Vogelpaar, Blumen) aus dem Repertoir der traditionellen Mustertücher, welche aber sich aber in Gestaltung und Farbgebung von den traditionellen Tüchern unterscheiden.
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