Der wahrscheinlich stehend dargestellte jugendliche Mann mit nach rechts gewandtem Kopf und Blick, dessen separat gearbeiteter Mantel um Rücken, rechte Hüfte, Unterkörper und über die linke Schulter gelegt war (vgl. die Anbringung der Stückung am ›Inopos‹ von Delos, Paris, Louvre MA 855), hielt den rechten Arm gesenkt, schräg vom Körper abgestreckt und leicht angewinkelt, vermutlich mit einer Lanze in der Hand. Das mitgefundene Fragment der linken Hand lässt darauf schließen, dass auch der linke Arm gesenkt war und das Schwert mit der Scheide nach oben am Unterarm ruhte (vgl. ›Alexander‹ aus Magnesia a. Sipylos, Istanbul, Archäologisches Mus. Inv. 709). Die Benennung stützt sich auf Alexanderbildnisse auf Münzprägungen des Lysimachos. Das langgezogene Gesicht ist für die Physiognomie Alexanders nachgewiesen an der Azaraherme (Paris, Louvre Ma 436), das löwenmähnenartige üppige Haar mit angedeuteter Anastolé, die herrscherliche Haltung und der ›leuchtende‹ Blick gehören zur Überlieferung des Alexanderbildnisses. Gegen die Benennung wurde die ›bürgerliche‹ Bekleidung mit dem Mantel angeführt. Anstelle des Diadems gibt es im Haar nur eine Einziehung für Kranz oder Binde. Die Auffindung des Alexanderbildes im Kultraum dicht neben dem Podium in dem durch Inschrift als »ieron hagnon« bezeichneten Haus (IvPr 205) legte eine Identifizierung des Hauses mit dem IvPr 108, 75 erwähnten »Alexandreion« und die Erklärung der Statuette als Kultbild oder Weihgeschenk nahe. Die zahlreichen mitgefundenen Terrakotten stellen jedoch Themen ohne Zusammenhang mit dem Alexanderkult dar und damit die Identifizierung des Hauses infrage.
An der Statuette ist in der Gestaltung der weit geöffneten, tiefliegenden Augen, der straffen Wangen und bewegten Modellierung der Stirn noch das Pathos des Großen Frieses spürbar.
Zunächst im Alten Museum, Antiquarium (Kurze Beschreibung 1911, 93 f. Nr. 1500, Kurze Beschreibung 1922, 100 f. Nr. 1500) aufgestellt, befand sich die Statuette seit 1960 in der Antikenabteilung Berlin Charlottenburg (Gehrig u. a. 1968, 202). 1998 kam sie an das Alte Museum zurück (Knittlmayer – Heilmeyer 1998, 92 f. Nr. 48 [B. Knittlmayer]).
H. Heres, Fragmente einer Statuette Alexanders d. Gr. (Sk 1500), in: Bestands-Kat. 1, 48–50 Kat. 34
Fundortangaben:
Haus XXII (Türkei/Priene/Häuser)
Mitgefunden wurde das Bruchstück eines Schwertgriffes mit Resten von Ringfinger und kleinem Finger einer linken Hand, „nach Fundort, Marmor, Maßen und Arbeit zugehörig“ (SK 1500 a, nicht mehr vorhanden).
de