Der Torso war in den bekleidet zu denkenden Unterkörper eingesetzt, der möglicherweise aus anderem Marmor gearbeitet war. Die Oberfläche ist sorgfältig poliert. Die Furche für das verlorene metallene Haarband ist deutlich angegeben.
Der erhaltene Rest gehörte zu einem sitzenden bärtigen Mann mit erhobenem linken und gesenktem rechten Arm. Der Oberkörper war nackt, der nicht erhaltene Unterkörper bekleidet; nach der Bearbeitung der Rückseite muss der Mantel hinter der linken Hälfte des Rückens über der Lehne der Sitzgelegenheit gehangen haben. Der Mund ist leicht geöffnet, der Bart in dicke Locken gegliedert, die Haare hängen in dicken Locken bis auf die Schulter. Über der Stirn findet sich eine auffällige Anastole, die sich in drei über- und hintereinander angeordneten Lockenpartien wiederholt. Auf den Seiten des Kopfes sind die Haare tief bis zu den Ohren hin unterbohrt.
Die Körperoberfläche ist weich gestaltet, das Muskelrelief zurückhaltend modelliert, deutlich angegeben ist der Rippenbogen.
Das Motiv der ›mehrstöckigen‹ Anastole findet sich bei zahlreichen Zeusstatuen und -köpfen des späten Hellenismus und der Kaiserzeit. Ein ähnlich verdinglichtes Pathos findet sich bei späthellenistischen Arbeiten wie z. B. dem Aias/Menelaos der Pasquinogruppe, dem Asklepios ›Blacas‹ aus Melos und dem Asklepios in Ostia, der sich vielleicht sogar mit einem absoluten Datum um 100 v. Chr. verbinden lässt. Im zeitlichen Umkreis dieser Werke dürfte unsere Statuette entstanden sein.
Wohl wegen des Fundortes wurde der Torso von Anfang an als Zeus angesprochen, obwohl die Typologie dies nicht erzwingt, Asklepios, Poseidon oder Plouton kämen ebenfalls in Frage.
Katalog zur Ausstellung "Pergamon - Panorama der antiken Metropole" 30.09.2011 - 30.09. 2012 (M.R. Hofter: Kat. Nr. Kat. 6.2 ).
Fundort: Altarterrasse (?) (Türkei / Pergamon / Großer Altar)
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