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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Kunstsammlung [A 210 DLG]
Porträt Friedrichs des Großen von Gottfried Hempel (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Bayerische Staatsgemäldesammlungen München (CC BY-NC-SA)
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Porträt Friedrichs des Großen

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Beschreibung

Traditionell hatte das Gesicht im Königsporträt vor allem den Ausdruck von Autorität aufzuweisen. Im Porträt der Aufklärung, auch im Königsporträt und zumal im Bildnis Friedrichs II. sollten dem Gesicht Wesenszüge des Dargestellten abzulesen sein. Nach dem Urteil des Berliner Literaten Karl Wilhelm Ramler hat Hempel diese Aufgabe glänzend bewältigt: "Unser Hempel hat ihn recht schön getroffen, beßer als Er irgendwo zu haben ist. In seiner Mine herrscht die wahre Vernunft; wenn sie ein Gesicht annimmt, so muß es ein solches seyn. Kein witziger, sondern ein vernünftiger Blick, ist sein Blick. Ich laß darinn eine gesetzte Tapferkeit und eine Freyheit der Seele, die über allen Zweifel und alle Furcht erhaben ist. Durch dieses Porträt kan Hempel vielleicht reich werden. Die den König oft gesehen haben, sagen, daß es das beste ist was man von ihm gesehen hat und sehen kan, Pesnens Arbeit nicht ausgenommen: es versteht sich, in Ansehung der Ähnlichkeit und nicht in Ansehung des Mahlerverstandes. Man glaubt daß der Englische Envoyé eines nach seinem Hofe schicken werde." (Bw. Gleim/Ramler, Nr. 291, Ramler an Gleim, Berlin, 4. [richtig 11.] 8.1756)
Hempel malte den König in den 1750er und 1760er Jahren dutzendfach in verschiedenen Größen in Öl auf Leinwand wie auch, wie Ramler schrieb, "in emaillirte Dosen, damit sein Bild so lange daure wie Stein und Stahl" (Bw. Gleim/Ramler, Nr. 321, Ramler an Gleim, Berlin, 14.1.1758).
Die zahlreichen Porträts des Königs, die Hempel schuf, dürften, wie die Friedrich-Porträts der meisten Künstler, sämtlich nicht im Auftrag des Königs entstanden sein. Mit nur leichter Übertreibung könnte man sagen, dass alle Porträtisten im damaligen Berlin sich mit dem Bildnis des Monarchen beschäftigten, wie Friedrich auch in der Dichtung der Zeit eine bedeutende Rolle spielte. Für manchen Künstler stellte das Porträt des Königs eine Hauptbeschäftigung dar, so zeitweise etwa auch für Anton Graff vor seiner Berufung an Hof und Kunstakademie nach Dresden, für Daniel Chodowiecki, der wie Hempel auch Bildnisse Friedrichs auf Emailedosen malte, sowie für den Miniaturisten Friedrich Anton König. Der Antrieb der Künstler, die en gros und en detail Fridericus-Porträts schufen, waren Patriotismus und Geschäftstüchtigkeit zu jeweils unterschiedlichen Anteilen.
Die wenigsten dieser Bildnisse entstanden nach dem Leben. Dementsprechend ist die Ikonographie Friedrichs geprägt durch eine starke Typisierung. Das Gesicht war von der Physiognomie entbunden, folgte stattdessen einem Image und gewährte dabei dem Maler einen höheren Interpretationsspielraum als ein nach dem Leben gemaltes Bildnis.
Die wenigen überlieferten der einst zahlreichen Friedrich-Porträts Hempels sind Feldherrenporträts. Anders als in den übrigen Bildnissen verzichtete der Maler in der vorliegenden Arbeit auf die Angabe einer kriegerischen Szenerie durch ein Feldlager oder Schlachtengetümmel, sondern konzentrierte die Komposition allein auf die Gestalt des Herrschers. Die Lichtdramaturgie hebt Stirn und Hand hervor und charakterisiert den König so als Held des Gedankens und der Tat. Der Figurenaufbau wie auch die Miene ist weniger dynamisch als in den übrigen Fällen, sondern bringt stattdessen den Gleichmut des Weisen zum Ausdruck.
Gleim war mit Hempel befreundet und hat über Ramler mehrfach Porträts des Königs bestellt, teilweise auch in Kommission, denn der Bedarf an Bildnissen des nah und fern als Denker wie als Kriegsheld verehrten Königs war enorm: "Was kostet ein hempelscher König, von der Größe, wie ihr Porträt? Ich möchte ihn gern zwischen meinem Ramler u Kleist aufhangen. Auch würden sich leicht ein Dutzend Liebhaber hier finden, zu diesem Porträt. Laßen sie unsern hempel welche fertig machen. ich will sie verkaufen." (Bw. Gleim/Ramler Nr. 292, Gleim an Ramler. Halberstadt, 14. August 1756)
Dass Gleim Anfang 1758 zwei Friedrich-Porträts von der Hand Hempels erhalten hat, ist einem Brief Ramlers zu entnehmen, in dem dieser an die Honorarforderung des Maler erinnerte " (Bw. Gleim/Ramler, Nr. 321, Ramler an Gleim, Berlin, 14.1.1758), die Gleim allerdings gerade zu dieser Zeit der Not, kurz nach den unter größten Schwierigkeiten aufgebrachten Zahlungen Halberstadts und seiner Einwohner an ein französisches Überfallkommando sicherlich nicht leicht begleichen konnte.
Zeitlich und vom patriotischen Impetus sind Hempels Friedrich-Porträts im Zusammenhang mit den Grenadiersliedern des mit Hempel befreundeten Gleim zu sehen. Bei dem vorliegenden Kniestück handelt es sich um eine Dauerleihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München an das Gleimhaus. In Gleims Sammlungen ist ein Porträt des Königs von der Hand Hempels nicht überliefert. Möglich, dass sich unter den Bildnissen Friedrichs, die in einer ersten Auktion des Nachlasses Gleims zum Aufruf kamen, auch solche von Hempel befunden haben (Verzeichniß von Mobilien und Effekten, bestehend: in Uhren, Tabatieren, Nippes, … Gemälden, Kupferstichen, Gipsfiguren und Gewehren, welche instehenden 27. Junius dieses Jahres … in der Burgvogtey-Gerichts-Stube hinterm Dom … meistbietend verkauft werden sollen. [Aktuarius Weber] Halberstadt: Johann Christoph Dölle, 1803, Nr. 663-666, 671).
Dauerleihgabe der BStGS München

Material/Technik

Öl/Lw.

Maße

137 x 106 cm ( mit Rahmen 151 x 120,5 x 5,5 cm)

Literatur

  • Lacher, Reimar F. (2011): "Ein Maler u bel esprit". Zu Leben und Werk Gottfried Hempels. In: Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in Museen und Archiven Sachsen-Anhalts. Hg. v. Katrin Dziekan, Ingo Pfeifer und Ute Pott. Halle 2011
  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen, S. 9-11
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GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Objekt aus: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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