museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Stiftung Stadtmuseum Berlin Glassammlung [II 62/526 A]
Deckelhumpen mit Emailmalerei (Stiftung Stadtmuseum Berlin CC BY-NC-ND)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Oliver Ziebe (CC BY-NC-ND)
1 / 4 Vorheriges<- Nächstes->

Marienwalder Deckelhumpen mit Rotem Adler

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Zylindrischer Humpen aus grünstichigem Glas, Fußring mit Strichreihung aus Weißemail, eingestochener Boden mit Abrissnarbe, zugehöriger Deckel mit kleinem Kugelknauf. Auf der Wandung in polychromer Emailmalerei mit schwarzer Binnenzeichnung der brandenburgische Rote Adler mit Krone. Auf der gegenüberliegenden Schauseite das Kurzepter unter dem Kurhut und die Jahreszahl "1·6 / 77" zwischen Palmwedeln. Umlaufend darüber die Inschrift in Weißemail "Zum gedächtnuss hat dieses Marienwaldische glaß an diesen ort gegeben Rudolph Honauer". Die beiden Seitenflächen sind jeweils mit einer barocken Doppelhenkelvase auf einem Landschaftssockel bemalt. Die zur Rechten des Adlers ist blau-weiß und enthält vier Anemonen in Gelb, Blau, Rot und Weiß, die zu seiner Linken ist goldstaffiert mit blau-grün und ist mit drei Tulpen in Rot-Gelb, Weiß und Blau gefüllt. Unter dem verwärmten Mündungsrand verläuft ein Zierband mit gelben Ranken, unterbrochen von jeweils zwei Blumenrosetten in Blau und Weiß, oben und unten gerahmt von weißen Punkten. Der Deckelrand trägt wie der Fußring ebenfalls eine weiße Strichreihung, darüber zwei rote Linien, die Schulter des Deckels ist mit einem grünen Blattkranz mit roter Bindung und konzentrischen Linien in Gelb und Weiß mit schwarzer Binnenzeichnung verziert.
Die brandenburgischen Insignien sind ein wiederkehrendes Sujet emailbemalter Gläser und weisen den Deckelhumpen eindeutig als regionales Produkt aus. So ist das Motiv des Roten Adlers auf einer Vierkantflasche von 1672 im Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale) überliefert, die der Glashütte Marienwalde oder Grimnitz zugeschrieben wird (vgl. Schicker, Emailbemalte Vierkantflaschen, 2018, Abb. 11, S. 30; Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 2, S. 78; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 6, S. 20). Nicht nur die Inschrift darf als Beleg für eine Herkunft des Humpens in Marienwalde herangezogen werden. Auch formal spricht das Maisgelb des Emails sowie die Qualität der präzisen Binnenzeichnung und Gesamtausführung für eine Zuschreibung an diese neumärkische Glashütte. Zuletzt überzeugt die Farbe der Glasmasse, denn Marienwalder Erzeugnisse, die als gesichert gelten, sind stets grünlich (vgl. Schmidt, ebenda, S. 19; Schmidt, Das Glas, 1912, S. 206). Die Vasendekor mit Blumenstrauß findet sich ebenfalls auf einem brandenburgischen Wappenhumpen im Kestner-Museum Hannover von 1692 (Mosel, Glas, 1979, Kat. 78). Äußerst ungewöhnlich und ohne Vergleich ist das umlaufende Rankenband über dem Adler. Als Glasmaler kommt möglicherweise der in Marienwalde nachgewiesene Gottfried Gampe infrage, der aus Böhmen stammte. Der Deckelhumpen gehört zum Altbestand des Märkischen Museums und ist bereits in Robert Schmidts Standardwerk zum brandenburgischen Glas von 1914 abgebildet. [Verena Wasmuth]

Material/Technik

Glas / frei geblasen, geformt, emailbemalt

Maße

Höhe: 37,5 cm; Durchmesser: 16 cm

Literatur

  • Berckenhagen, Erhart (1956): Berliner und Märkische Gläser. Darmstadt, Abb. 4
  • Robert Schmidt (1914): Brandenburgische Gläser. Berlin, Taf. 3, Nr. 2
  • Schmidt, Robert (1912/1913): Altbrandenburgische Gläser, in: Die Kunstwelt. Deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst, Jg. 2, 1912/1913, S. 673–685. Potsdam, Abb. 2, S. 674
Stiftung Stadtmuseum Berlin

Objekt aus: Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin (Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins) betreibt in Berlin mehrere landeskundliche und historische Museen....

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Verzicht auf alle Rechte. Sollte nur gewählt werden, wenn das Recht auf Rechte zu verzichten besteht.