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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/79]
„Phosphorbombe“ INC 30 lb Mk III (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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„Phosphorbombe“ INC 30 lb Mk III

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Beschreibung

Im Zweiten Weltkrieg wurde Hagen von alliierten Luftstreitkräften mit etwa 4.800 t Abwurfmunition bombardiert. Neben zehntausenden großkalibrigen Minen- und Sprengbomben fielen eine halbe Millionen Stabbrandbomben des Typs Incendiary Bomb INC 4 lb auf das Stadtgebiet. Allein beim ersten schweren Luftangriff auf Hagen am 1./2. Oktober 1943 kamen aber auch 14.500 Flüssigkeits-Brandbomben INC 30 lb der Bauserie Mk III zum Einsatz. Im Zeitraum von Ende 1941 bis Herbst 1944 warf das britische Bomber Command über drei Millionen Stück dieses Bombentyps auf deutsche Städte ab.
Der Stahlzylinder einer INC 30 lb Mk III hatte ein Gewicht von 30 britischen Pfund bzw. 14 kg. Er enthielt eine Füllung aus einem Leichtbenzin-Kunstharz-Gemisch von 3,7 kg sowie bis zu 300 g weißen Phosphor als Zündmittel. Am Kopfende sitzt der Aufschlagzünder mit einer verschraubten Messingkappe, das rund 30 cm lange Leitwerk aus Stahlblech ist beim vorliegenden Stück nicht erhalten. Eine viermotorige Lancaster transportierte in ihrem Bombenschacht z. B. vierzehn Small Bomb Container zu je 24 INC 30 lb und eine 1,8 t schwere Minenbombe.
Aus großer Flughöhe abgeworfen, konnte die Bombe das Dach eines Gebäudes durchschlagen. Beim Aufschlag platzte der Bombenkörper auf. Die freigesetzte Brandmasse und der Phosphor entzündeten sich. In der deutschen Bevölkerung und unter den Luftschutzkräften war die INC 30 lb gefürchtet. Ihre zähe und klebrige, leicht brennbare Füllung ließ sich kaum löschen. Schnell bürgerte sich für die INC 30 lb die nicht zutreffende Bezeichnung „Phosphorbombe“ ein. Flüssigkeits- und Stabbrandbomben waren die Munition für die verheerenden Flächenangriffe des britischen Bomber Command der Royal Air Force. Noch wenige Wochen vor dem Kriegsende legten sie, wie in Dresden und Pforzheim im Februar 1945, ganze Innenstädte in Schutt und Asche.
Wahrscheinlich wurde die Brandbombe beim ersten „Großangriff“ auf Hagen am 1./2. Oktober 1943 abgeworfen. Über 60 Jahre danach fand sich die gut erhaltene Brandbombe bei Bauarbeiten in Wehringhausen. Ein Feuerwerker konnte sie entschärfen. Im Hagener Stadtgebiet tauchen immer wieder Blindgänger auf. Seit 1949 ist Hagen der Sitz des Kampfmittelräumdienstes für den Regierungsbezirk Arnsberg. Die Entschärfung und Beseitigung von Bomben führt fast immer zu erheblichen Beeinträchtigungen. Häufig kommt es auch zur Evakuierung von zahlreichen Anwohnern. Das Stadtmuseum verwahrt eine Anzahl von entschärften Blindgängern aus Hagen.

Ralf Blank

Quellen: StadtA Hagen, Best. Hagen 1, Akten der Luftschutzpolizei; National Archives II, College Park, Maryland, RG 243, 39f (1-16): USSBS Area Studies Division, Hagen, General data

Material/Technik

Stahl & Messing & Bronze / bemalt

Maße

L 50 cm; D 12,7 cm

Literatur

  • Blank, Ralf (2008): Hagen im Zweiten Weltkrieg. Bombenkrieg, Rüstung und Kriegsalltag in einer westfälischen Großstadt 1939-1945. Essen
  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, 190f
  • Grehan, John (2014): Bomber Harris. Sir Arthur Harris‘ Despatches on War Operations 1942-1945. Havertown
  • Overy, Richard (2014): Der Bombenkrieg. Europa 1939-1945. Berlin
Karte
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

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