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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/33]
Gemälde: Helena Margaretha Moll (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Gemälde: Helena Margaretha Moll

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Beschreibung

Helena Margaretha wurde am 5. März 1710 als Tochter des Kaufmanns und Unternehmers Johann Caspar II. Harkort auf dem Gut Harkorten bei Haspe geboren. Am 2. Januar 1733 heiratete sie den Tuchfabrikanten Christian Moll aus dem bergischen Lennep. Das Gemälde, zu dem wohl ein heute verschollenes Bildnis des Ehepartners gehörte, wurde vermutlich anlässlich der Hochzeit angefertigt. Von den neun Kindern aus dieser Ehe erreichten sechs das Erwachsenenalter. Der Ehemann starb im September 1762 im Alter von 60 Jahren.
Nach dem Tod des Ehemanns bestimmte Helena Margaretha die Geschäftsleitung der Tuchfabrik. Der beim Tod des Vaters 26-jährige und damit längst mündige Sohn Christian II. (†1811) musste sich die Unternehmensführung mit der Mutter teilen. Auf diesem Weg konnte sie sich eine angemessene Versorgung als Witwe sichern. Im Adel und in bürgerlichen Familien waren Witwen in der Regel schlechter gestellt. Daher wurde die Versorgungsfrage nach dem Tod des Ehemannes in Heiratsverträgen ausführlich geregelt. Gab es keine Regelungen und Vereinbarungen oder sie wurden für nichtig erklärt, war die Witwe auf das Wohlwollen der Erben und der Familie angewiesen. In extremen Fällen konnte sie sogar im Armenhaus enden.
Emanzipierte Frauen und Witwen mussten ihren Gestaltungsrahmen ausschöpfen und die sich bietenden Möglichkeiten nutzen, um ihren Lebensstandard halten zu können. Die Karriere Helena Margarethas als Unternehmerin ist mit ihrer Schwägerin Louise Catharina Harkort, geb. Märcker (*1718, †1795) vergleichbar. Louise Catharina Harkort wurde 1761 ebenfalls Witwe und übernahm die Leitung über das bedeutende Handelshaus sowie über die verschiedenen Betriebe. Erst im Jahr vor ihrem Tod gab sie die Verantwortung an ihre beiden ältesten Söhne weiter. Wie Louisa Catharina Harkort zählt auch Helena Margaretha Moll zu den frühen Unternehmerinnen in Westfalen.
Am 17. Juni 1740 hatte Christian Moll vom preußischen König Friedrich II. die Erlaubnis für die Gründung einer Tuchmanufaktur in Hagen erhalten. Der an der Volme gelegene Betrieb gab den wichtigsten Impuls für den Ausbau des Textilgewerbes in der Region. Für die Hagener Tuchfabrik arbeiteten auch die in Herdecke und Westhofen ansässigen Tuchmacher. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts folgten ein Ausbau und die Erweiterung der Manufaktur. Die Produktion war von den Wollexporten abhängig, vor allem aus Schlesien und später auch aus Spanien. Während der Koalitionskriege ab 1792, vor allem jedoch aufgrund der britischen Kontinentalsperre im Verlauf der Französischen Herrschaft 1806 bis 1813/14 kam es zu Schwierigkeiten bei der Produktion und im Absatz. Doch auch in den nachfolgenden Jahren konnte das Unternehmen an seine frühere Bedeutung nicht mehr anknüpfen. Der zuletzt nur wenig ertragreiche Betrieb wurde 1842 verkauft und aufgelöst, die Gebäude gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen.
Helena Margaretha Moll starb am 19. März 1800 zu Beginn eines neuen Jahrhunderts. In Hagen war die Trauer unter den zahlreichen Verwandten und den Mitarbeitern der Tuchmanufaktur groß. Kein Geringerer als ihr Neffe Johann Friedrich Möller, der „Pfarrer zu Elsey“, hielt die Totenrede in der evangelisch-lutherischen Johanniskirche in Hagen. Nach seinen Worten war sie eine willensstarke, kluge und weitsichtige Frau. Der überarbeitete Nachruf auf seine Tante wurde noch im selben Jahr veröffentlicht.

Stephanie Marra

Quellen zum Unternehmen: StadtA Hagen, Best. Harkort.

Material/Technik

Öl & Leinwand & Holzrahmen

Maße

H 54 cm; B 43 cm (Rahmen)

Literatur

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 98f
  • Blank, Ralf; Marra, Stephanie; Sollbach, Gerhard (2008): Hagen. Geschichte der Großstadt und ihrer Region. Essen
  • Gorißen, Stefan (2002): Vom Handelshaus zum Unternehmen. Sozialgeschichte der Firma J.C. Harkort 1720-1920, (Bürgertum. Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte 21). Göttignen
  • Overmann, Anton (1908): Die Entwicklung der Leinen-, Woll- und Baumwollindustrie in der ehemaligen Grafschaft Mark unter der Regierung Brandenburg- Preussens, besonders im 18. Jahrhundert. Münster
  • Winkhaus, Eberhard (1932): Wir stammen aus Bauern- und Schmiedegeschlecht. Genealogie eines süderländischen Sippenkreises und der ihm angehörenden Industriepioniere. Görlitz
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

Das Stadtmuseum Hagen ist seit November 2015 geschlossen. Die Wiedereröffnung wird im April 2021 anlässlich des 275-jährigen Stadtjubiläums erfolgen....

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