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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/12]
Sensenblatt von der Ennepestraße (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Sensenblatt von der Enneperstraße

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Beschreibung

Gegen 1660 werden erstmalig Sensenschmiede an der Enneperstraße bei Haspe erwähnt. Sie waren aus Solingen und Remscheid im Herzogtum Berg in das märkische Amt Wetter eingewandert. Entlang der Ennepe konnten sie für ihre Hämmer die Wasserkraft nutzen. Wie die Drahtzieher an der unteren Lenne in der benachbarten Grafschaft Limburg, die ihre Drahtrollen ebenfalls durch Wasserräder antrieben, waren sie dadurch leistungsfähiger als ihre Konkurrenz in den meisten Regionen des Alten Reichs.
Vom Ausstoß und der Qualität erwiesen sich die Sensenschmiede an der Enneperstraße den Herstellern im Herzogtum Berg sowie auch im habsburgischen Herzogtum Steiermark überlegen. Daher spielten sie vom ausgehenden 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert auch überregional eine führende Rolle. Die preußische Regierung förderte die Sensenschmiede an der Enneperstraße durch den Erlass von begünstigenden Anordnungen. Von Regierungsseite wurde versucht, über Erleichterungen und Entgegenkommen die qualifizierten Handwerker im Land zu halten und einer Abwanderung vorzubeugen.
Die Sensenschmiede fertigten in einem Verlagssystem. An der Enneperstraße arbeiteten seit dem 17. Jahrhundert zahlreiche Sensenhämmer für das Handelshaus Johann Caspar Harkort auf dem Gut Harkorten in der Bauernschaft Haspe. Doch auch das Unternehmen von Johann Dietrich Post in Wehringhausen exportierte über seinen Kommissionshandel im großen Stil Sensen aus eigener und fremder Herstellung. Beide Handelshäuser vertrieben die Produkte von der Enneperstraße weit über die Grenzen des Königreichs Preußen hinaus sowie in andere Länder Europas und der Neuen Welt. Für den Transport wurden die im Kontor abgezählten Sensenblätter chargenweise in Holzfässern verpackt.
Im Jahre 1790 sind über 200 als Herstellermarken verwendete Sensenzeichen belegt, die von 108 Personen verwaltet wurden. 1793 schlossen sich die Sensenschmiede im Gericht Hagen, zu dem die Enneperstraße gehörte, zu einer „Weißen Sensenfabrik” zusammen. Die „weißen“ Sensenblätter besaßen eine Stahleinlage, die „blauen“ Sensen waren ganz aus Stahl gefertigt. 1803 arbeiteten im Gericht Hagen mehr als 254 Personen an 44 Sensenhämmern. Ein spürbarer Rückgang war während der französischen Herrschaft 1806 bis 1813 zu verzeichnen, erst allmählich konnten sich die übriggebliebenen Sensenhämmer erholen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ging die Produktion in Sensenhämmern als Folge der industriellen Massenfertigung immer weiter zurück. 1909 gab es an der Enneperstraße noch 15 Sensenhämmer, die in der folgenden Zeit nach und nach den Betrieb einstellten.
In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Arbeit auch im letzten Sensenhammer von Friedrich Suberg in Haspe beendet. Der Betrieb und seine Einrichtung gelangten in das LWL-Freilichtmuseum für Handwerk und Technik in Hagen, wo die Produktion bis heute besichtigt werden kann. Neben den Stahl- und Eisenhämmern entlang der Volme und Ennepe, den Limburger Drahtziehern und den Klingenschmieden in Eilpe bildeten die Sensenschmiede an der Enneperstraße die Grundlage für die Industrialisierung im Hagener Raum.

Ralf Blank

Material/Technik

Stahl / geschmiedet & bemalt

Maße

B 11 cm; L 60 cm

Literatur

  • Asbeck, Margarete (1923): Die Sensenindustrie an der Ennepestrasse. Haspe
  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 56f
  • Gorißen, Stefan (2002): Vom Handelshaus zum Unternehmen. Sozialgeschichte der Firma J.C. Harkort 1720-1920, (Bürgertum. Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte 21). Göttignen
  • Wagner-Kyora, Georg (2000): Bauer und Schmied. Die Hagener Sensenarbeiter und die Industrieregion Märkisches Sauerland 1760-1820. Bielefeld
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

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