Die Tischdecke wurde sicherlich nach einer sehr frei und locker entworfenen Vorlage gearbeitet, wie bereits die über die übliche Größe in publizierten Vorlagen hinausgehenden Maße nahelegen, zudem die vielfältige Nuacierung der Farben und die lebendige Detailvielfalt. In kleinerem Format und meist noch für klassizistische Seidenstickereien geplant, finden sich ähnlich naturalistische, locker-elegant über die Fläche dekorierte Bouquetentwürfe in den Vorlagebüchern aus dem Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, wie beispielsweise im Nachtrag zur Anweisung zum Stüken, Nürnberg 1790, oder in Johann Friedrich Nettos Zeichen-, Mahler und Stickerbuch, Leipzig 1795. Diese waren allerdings noch für Plattstickereien projektiert. In Zählmuster auf Rasterpapier publizierte A. Philippson entsprechende Bouquetentwürfe schon um 1800. Zwar besitzt das Blütenarrangement Anklänge an Biedermeierbouquets der zwanziger und dreißiger Jahre, doch sind diese durchweg kompakter geformt. Daher wird die Decke ein frühes Beispiel biedermeierlicher Kreuzstickereien aus dem zweiten oder frühen dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts sein. Das Inventar des Schlosses Charlottenhof von 1847 nennt sie im Roten Kabinett als "eine Decke in wollener Tapisserie=Arbeit (Blumen auf weißem [durchgestrichen und ersetzt durch:] gelblichem Gaze=Grund) mit grünem Samet besetzt und mit grün und weißseidener Schnur eingefaßt nebst 4 halb seidenen grün und weißen Quasten." Dort bezeugt sie schon das um 1830 angefertigte Innenraumaquarell von Friederike Meiner. Diesem Aquarell zufolge bildet die Tischdecke das früheste bestickte Ausstattungsobjekt des Roten Eckzimmers. Die dort ebenfalls bezeugten Kissen, IX 1017, IX 984, IX 1297 und der Fußschemel IX 1272 kamen offensichtlich erst später hinzu.
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