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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Textil [IX 974]
Krönungsmantel der Königin Augusta, 1861, IX 974 - IX 979. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Handrick, Roland (1999) (CC BY-NC-SA)
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Fragmente des Krönungsmantels der Königin Augusta

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Beschreibung

Der Krönungsmantel ist eine Rekonstruktion aus sieben Fragmenten. Zur Präsentation der vorhandenen bestickten Fragmente und zur Veranschaulichung der Ausmaße wurde aus rotem Tuch die Form des Mantels rekonstruiert. Die Teile sind sinngemäß darauf angeordnet und aufgenäht. Der vor allem durch das größte Fragment zu erschließende Schnitt mit leicht nach oben sich verengendem Umriss und im Bogen geformter Oberkante für einen weit ausgeschnittenen Kragen lassen auf ihre Herkunft aus einem Krönungsmantel schließen. Krönungsmäntel wurden in Preußen zweimal hergestellt: Zur Königskrönung von Friedrich I. und Sophie Charlotte 1701 und zu derjenigen Wilhelms I. und Augustas 1861. Wie bereits Hannelore Hein herausstellte, weist schon allein der außerordentlich gute Zustand des Samtes und der Stickerei - trotz der Zerstückelung des Mantels - auf den späteren Entstehungszeitpunkt im 19. Jahrhundert. Die Ausführung der Stickerei in ihrer Perfektion und der Übereinstimmung der einzelnen Motive untereinander deutet auf die fast schon fabrikmäßige Herstellung solcher Arbeiten hin. Der Einsatz einer Stickmaschine liegt nahe. Zudem unterscheiden sich die Adler und Kronen von solchen entsprechender Machart des 18. Jahrhundert, etwa den Adlern von der Sänfte der Königin Sophie Luise (s. IX 982): dort fallen die Adler rundlicher, weniger steif gestreckt aus, die Flügel sind in einer Rundung weit aufgespreitzt, die gold gestickten Partien dünngliedriger mit glattem Metallgespinst in Sprengtechnik gefertigt, im Krönungsmantel fallen diese Details wesentlich kompakter, voluminöser in Sprengtechnik mit verschiedenen kantig gedrehtem Goldlahn, Goldblättchen, Kantillen und Spiraldraht aus. Eine ganz dem Krönungsmantel entsprechende Silhouette des Adlers mit aufgefächerten Flügelfedern gespreizten Flügeln und fast waagrecht angewinkelten Beinen auf dem Krönungszug im kleinen Krönungswerk von Stillfried besonders im Mantel Wilhelms entsprechend zu erkennen. Die einfach aus fünf Bügeln bestehende Krone entspricht in ihrer Form derjenigen, die zur Krönung von 1861 angefertigt wurde (vgl. IX 1240). Daher wird es sich um einen der beiden Krönungsmäntel von 1861 handeln. Das Krönungswerk "Die Kroenung Ihrer Majestaeten des Koenigs Wilhelm und der Koenigin Augusta von Preussen zu Koenigsberg am 18. October 1861. Berlin 1868", das der Oberzeremonienmeister Graf Stillfried auf Anweisung Wilhelms I. als Erinnerungswerk an die Feierlichkeiten mit vielen genauen Details verfaßte, beschreibt mit den Insignien auch die beiden Mäntel: "Zur Vollendung ders Krönungs=Ornates gehörten noch die Mäntel Ihrer Majestäten des Königs und der Königin. Beide waren von purpurrothem Sammet, abwechselnd mit schwarzen Preußischen Adlern und goldenen Kronen gestickt. Der Mantel des Königs hatte eine Länge von sieben und einer halben und eine Breite von vier und einer halben Elle, der der Königin maß sechs und eine halbe Elle in der Länge und drei und eine halbe in die Breite. Die Mäntel waren mit Hermelin gefüttert und besetzt, jedoch mit dem Unterschiede, dass derjenige des Königs einen breiten Kragen hatte und am Halse anschloß, während der der Königin mit einem schmäleren Kragen versehen war und dem Ausschnitte des Kleides sich anpaßte. Beide wurden von goldenen, in goldenen Quasten sich endigenden Schnüren zusammen gehalten". Diese genaue Beschreibung bereichern Darstellungen der Krönungsmäntel wie derjenigen in der Lithographie der Krönung von C. Süssmann, einer Photomontage des Krönungszuges im kleinen Krönungswerk und Originalfotos des Königspaares im Krönungsornat. Wie die bildlichen Darstellungen und die Beschreibung der Krönungsmäntel durch Stillfried übereinstimmend überliefern, entsprachen sich beide Werke in ihrer Ausführung weitgehend, unterschieden sich aber in der Größe und der Gestaltung des Kragens. Sowohl der sehr weite Dekolletéausschnitt als auch die Breitenmaße, die sich aus dem größten Fragment ermitteln lassen, stimmen mit den Angaben für den Mantel der Königin überein (nach Hannelore Hein). Über die Krönungsfeierlichkeit und die Funktion, die der Mantel dabei einnahm, informierte Graf Stillfried in seiner Beschreibung der Krönung Augustas, die unmittelbar derjenigen Wilhelms folgte: "Gleichzeitig erhoben Ihre Majestät die Könign Allerhöchstsich, um knieend am Altare, Ihr stilles Gebet zu verrichten. Nach Beendigung desselben näherten sich die Ober=Hofmeisterin nebst den Palastdamen Ihrer Majestät und legten Allerhöchstderselben den von dem Königlichen Kammerherrn Grafen zu Dohna=Schlobitten herbeigebrachten Krönungsmantel um. Der General der Kavallerie Graf von der Groeben, welcher die Krone Ihrer Majestät der Königin trug, hatte sich inzwischen Seiner Majestät dem Könige genähert, Allerhöchstwelcher, in der linken Hand das Szepter haltend, mit der rechten die dargebotene Krone ergriff und sie der vor Ihrem Königlichen Gemahl sich tief verneigenden Königin auf das Haupt setzte." Sowohl der Krönungsmantel Augustas als auch derjenige Wilhelms I. gelangten bei der Gründung des Hohenzollern-Museums 1873 in dessen Ausstellungsräume nach Schloss Monbijou, wo sie bis zum zweiten Weltkrieg in den Augusta und Wilhelm I. gewidmeten Räumen ausgestellt wurden. Ihr folgendes Schicksal ist unbekannt, doch lassen Umarbeitungsspuren darauf schließen, dass der Mantel möglicherweise vorübergehend als Theater- oder Karnevalskostüm diente. 1969 wurden von der neu gegründeten Textilrestaurierung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Potsdam fünf der heute erhaltenen Fragmente übernommen, 1975 ein sechstes. 1991 kam noch ein aus dem Kunsthandel erworbenes Fragment hinzu. Über den Verbleib des Krönungsmantel Wilhelms I. ist bislang nichts bekannt.Die Herstellung der beiden Mäntel 1861 in den Stickerei-Ateliers des Modekaufhaus Gerson ist inzwischen dank der Forschungen Gesa Kessemeiers belegt.

Uta-Christiane Bergemann / Susanne Evers

Material/Technik

Seide, Chenille, verschiedene Metalllahne, ursprünglich purpurfarbenes Rot, zu gelbstichigem Rot umgeschlagen: reliefierte Goldstickerei und Seidenstickerei, Anlegetechnik, Plattstich, beim Adler wohl Kombination von Hand- und Maschinenstickerei, ursprünglich purpurfarbenes Rot, zu gelbstichigem Rot umgeschlagen - Metallahn - Metallgespinst - Draht - Kantillen - Pailletten - Pappmaché

Maße

Hauptmaß: Höhe: 292.00 cm Breite: 89.50 cm

Literatur

  • Evers, Susanne: Adler und Kronen auf rotem Samt. Entstehung, Gestaltung und politische Bedeutung des Krönungsmanels Augustas von Preußen (1861), in: Netzwerk Mode Textil. Jahrbuch, 2017. , S. 21-29
  • Mit goldenen Faden. Stickereien für den preußischen Hof, Uta-Christiane Bergemann, Ausstellung, Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, Potsdam 1999 (Porticus. Sonderheft zur Ausstellung, 2). , S. 9
  • Bergemann, Uta-ChristianeStickereien, Berlin 2000 (Bestandskataloge der Kunstsammlungen. Angewandte Kunst. Textilien / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg). , S. 18-22, Kat. Nr. 4, mit Abb
  • Textile Kostbarkeiten. In Sanssouci bewahrt, Ausstellung, Potsdam, Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1993, Potsdam 1993. , S. 55f
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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