Bereits unter den Ming-Kaisern war das "chaofu" ein Gewand, das den wichtigsten Zeremonien vorbehalten war. Es wurde vom Kaiser, seinen männlichen Verwandten und den höchsten Hofbeamten bei Staatsfesten und großen Opferriten getragen. Die Herrscher der Qing-Dynastie übernahmen die Bezeichnung, gaben dem Gewand jedoch einen Schnitt, der an die Festkleidung der mandschurischen Reiternomaden erinnerte. Das Oberteil wurde in einer Schräge auf der rechten Schulter mit Knöpfen und Schlingen geschlossen. Die langen Ärmel endeten in sogenannten Hufeisenmanschetten und am Taillenband des Oberteils war ein schürzenartig geteilter, weiter Rock angesetzt. Farbe und Dekorgaben Aufschluss über den Rang des Trägers. Gelb war dem Kaiser vorbehalten, die übrigen Mitglieder des Hofes trugen Gewänder wie unser Stück, dessen Farbe zwischen einem dunklen Blau und Violett spielt. Der dünne, gazeartige Seidenstoff weist es als Sommergewand aus. Im Winter trug man dagegen ein identisches Gewand aus schwerer Seide mit Pelzbesatz. Das Oberteil ist auf Brust, Rücken und Schultern mit goldenen Drachen bestickt, die jeweils eine flammende Perle, das Zeichen für Weisheit und Wahrheit, behüten. Sie sind von einem dichten Wolkenmuster umgeben, das über einer Zone mit stilisierten Wellen und Bergen schwebt. Der Drache steht für die Macht des Kaisers, der im Verständnis der Chinesen als Sohn des Himmels über Himmel, Erde und Wasser herrscht, was hier durch die entsprechenden Dekore symbolisiert wird. In den Wolkengrund sind neben den acht Kostbarkeiten des Buddhismus mehrere Fledermäuse eingebettet. Die Fledermaus ist eines der in der asiatischen Kultur häufig auftretenden homophonen Glückssymbole: Die Silbe "fu" bedeutet sowohl Fledermaus als auch Glück. Auf dem Taillenband, der kleinen, quadratischen Klappe an der rechten Seite und den beiden Rockteilen sind weitere Drachen aufgestickt. Komplettiert wurde das "chaofu" ursprünglich durch einen runden Hut und einen Kragen, der auf den Schultern in großen, spitz zulaufenden Flügeln endete. (Text: Babette Küster)
Ankauf aus der Sammlung Albert Giesecke, Leipzig, 1960.
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