Der außergewöhnlich prächtige Kamm mit unterschiedlich feinen Zinken ist in durchbrochenem, an gotisches Maßwerk erinnerndes Schnitzwerk gearbeitet. Er war vermutlich ursprünglich auf der Rückseite mit verschiebbaren, farbigen Holzplatten hinterlegt, die jedoch verloren sind. Die vorderseitige Inschrift verkündet anspielungsreich: „bon vin me plet“ (guter Wein gefällt mir). Vielleicht eine Andeutung auf die zu erwartenden Vergnügungen, die dem Zurechtmachen und dem anschließenden Weingenuss – vielleicht einem Minnetrank – folgten.
Der Kamm ist ein typisch weibliches Attribut und hatte, wie auch das Kämmen selbst, vielerlei Bedeutung. Wohl schon seit der Antike am verbreitetsten dürfte seine Symbolik für die Schönheit beziehungsweise sexuelle Anziehungskraft der Frauen gestanden haben. Zur Zeit der Minne, die im Laufe des 16. Jahrhunderts immer stärker die Züge der rein geschlechtlichen Liebe annahm, waren solche weiblichen Accessoires charakteristisch für die höfische Kultur, wo die emotionale, erotische Beziehung zwischen Männern und Frauen besonders gern thematisiert wurde.
Herkunft: französisch
Ankauf 1886. Ehemals Sammlung Eugen Felix, Leipzig.
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