Das Blatt zeigt zwei Pandarams. Sie tragen safranfarbige dhoti und dreifache tulsi-Ketten um den Hals. In der rechten Hand halten sie Gebetsketten aus tulsi-Holz. Der linke Pandaram trägt um jeden Arm eine ähnliche Kette. Damit soll seine Seniorität dargestellt werden, die der Maler aber auch dadurch unterstreicht, dass er dieser Person eine größere Gestalt zubilligt. Tulsi-Ketten wurden aus dem Holz der Tulasi-Pflanze, des indischen Basilikums (Ocimum tenuiflorum), hergestellt. Tulsi repräsentiert die Gegenwart Vishnus, bzw. seiner Inkarnation Krishna. Der tulsi-Strauch, der vor vielen indischen Hauseingängen gepflanzt wurde, soll göttlichen Schutz garantieren. Er ist die pflanzliche Form Vishnus, und Teile der Pflanze sind gewöhnlich Bestandteil einer vishnuitischen Opfergabe. Die aus dem Holz der Zweige geschnittenen Hals- und Gebetsketten, mala, gelten als segenspendend. Dass sich innerhalb der hinduistischen Gesellschaften Indiens eine sehr große Zahl von Männern aus dem Produktionsprozess herausgenommen und alleine dem Dienst an der Gottheit zur Verfügung gestellt hat, ist für modernes westliches Denken schwer nachzuvollziehen. Es gab aber im Laufe der menschlichen Geschichte eine große Zahl gesellschaftlicher Organisationsschemata, die den kapitalistischen Grundgedanken der Gewinnmaximierung nicht ins Zentrum ihres Handelns stellten. In metaphysisch orientierten Gesellschaften ist die Vorstellung, dass der Erwerb religiöser Verdienste ebenso rational ist, wie der Erwerb weltlicher Güter, weit verbreitet. (Werner Kraus)
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