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Lippisches Landesmuseum Kunstgeschichtliche Sammlung [K 2010/0106/2010]
Der Tanz der Salome (Lippisches Landesmuseum Detmold CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Lippisches Landesmuseum Detmold (CC BY-NC-SA)
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Der Tanz der Salome

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Beschreibung

Simon VI., ein Renaissancefürst par excellence, kopierte Bilder nach druckgrafischen Vorlagen. Als Bildvorlage diente dem künstlerisch ambitionierten Grafen ein Kupferstich des niederländischen Architekturmalers, Zeichners und Radierers Jan Sanenredam (1597-1665), der sich wiederum bei seiner künstlerischen Umsetzung des Themas von Karel Manders (1548-1606) "Die Tochter Herodias tanzt vor Herodes" inspirieren ließ.
Nach der biblischen Überlieferung trug sich die Geschichte, die Simon VI. malerisch in Öl auf Leinwand bannt, folgendermaßen zu: König Herodes Antipas ärgerte sich über die Predigten von Johannes dem Täufer, der ihn verurteilte, schwach und habgierig zu sein sowie seinen Pflichten nicht nachzukommen. In seiner Machtgier heiratete der König Herodias, die Frau seines Bruders, und nahm sie und ihre Tochter Salome in seinem Palast auf. Eines Tages war des Königs Hof für eine Weile in eine Festung am Toten Meer verlegt worden. Johannes der Täufer suchte den König dort auf, um mit ihm zu sprechen. Herodes war neugierig und empfing ihn. Als Johannes ihm seine Charakterlosigkeit und Bosheit vorwarf, ließ der König ihn verhaften. Ein Fest am Hofe wurde ausgerichtet, und Salome sollte für Herodes tanzen. Herodes sichtlich von den Tanzkünsten beeindruckt, wollte ihr alle Wünsche bedingungslos erfüllen. Sie suchte Rat bei ihrer Mutter und die sprach, das Haupt Johannes, des Täufers solle sie erbitten. Salome ging zu Herodes."Ich will, dass du mir gebest jetzt zu Stunde das Haupt Johannes des Täufers. Daraufhin wurde Johannes der Täufer enthauptet. (Mk. 6,24 -25).
Die graphische Vorlage für die 1612 entstandene Arbeit Simon VI. gliedert das Bild in drei Handlungsebenen:
1. der Tanz Salomes in Begleitung eines Jünglings (vgl. Matth.14, 6 "Da aber Herodes seinen Jahrestag beging, da tanzte die Tochter des Herodias vor ihm. Das gefiel Herodes wohl.")
2. die Gesellschaft am Tisch mit König Herodes und seiner Frau Herodias
(vgl. Matth. 14,9 "Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tische sassen, befahl er/s ihr zu geben.")
3. die Enthauptungsszene (der Henker und Johannes der Täufer)
(vgl. Matth.14, 10 "Und schickte ihn und enthauptete Johannes im Gefängnis)
Die Protagonisten der Darstellung sind die in lange, kostbare Gewänder gehüllte Salome und ein Jüngling in engen Beinkleidern, der mit ihr die Tanzfläche betritt. Beide tragen zweifarbige Kleidung, Hinweis auf ihr jugendliches Alter und ihre Stellung in der Gesellschaft. In zahlreichen Darstellungen der bildenden Kunst betritt Salome die Tanzfläche als Solistin und nicht in Begleitung eines Tanzpartners. Von der christlichen Frühzeit bis um 1500 sind zwölf verschiedene Tanzstile überliefert, die Salome als Akrobatin oft handstandtanzend zeigen. Neben dem Langärmeltanz, Drehtanz, Tanz mit dem Haupt, Schwert, Ball, Blume sind auch der Handtanz, der Tanz von Adel und Bürgertum sowie der Tanz Salomes als Nymphe nachweisbar. Im 17. Jahrhundert, im Entstehungszeitraumes der Arbeit Simon VI., ist der Tanz der Salome mit einer höfischen Darbietung vergleichbar.
Eine weitere Hauptfigur ist König Herodes, der mit der Krone eindeutig identifizierbar ist. Er hebt die linke Hand, Symbol seiner königlichen Macht, der gestreckte Zeigefinger seiner rechten Hand deutet auf die Vernunft hin. Seine Frau Herodias, die nach der biblischen Überlieferung Schuld auf sich geladen hat und als Täterin das Böse personifiziert, ist an der Tafel der einzige weibliche Gast. Ihr schwarzes Kopftuch wird in der Entwicklung des Bildes Salomes in Bezug auf die Ikonografie der Herodias als Hexe genannt. "Dem hässlichen Gesicht entspricht auch eine hässliche Kleidung, ein schwarzes Kopftuch wird mehrfach erwähnt: un fazo negro a torno, al capo, a la foza todesca" (ein schwarzes Kopftuch auf dem Kopf nach damaliger Mode). Herodias verkörpert mit schwarzem Kopftuch das Böse, sie ist Täterin, ihr Mann ist Opfer einer Intrige geworden. Die Gäste warten ungeduldig auf den Tanz der Salome, der mit einer höfischen Darbietung vergleichbar ist. Links nehmen die Musikanten Aufstellung. Als Nebenfiguren treten der Henker, Johannes der Täufer und die an der Tafel wartenden Gäste auf. Die nachfolgende Enthauptung des Täufers findet im Bildhintergrund statt. Der Blick des Betrachters wird von dem auf dem rechten Tisch stehenden Gegenstand zur Enthauptungsszene gelenkt.
Den Henker stellt man nicht in der für die Zeit typischen Rückenansicht wieder, nein, noch nach mittelalterlichem Darstellungsmodus von vorne. Details aus der Ikongrafie des Abendmahls sind nicht nur bei mittelalterlichen Bankettszenen der Herodes belegbar, auch in der Detmolder Arbeit sind Anklänge an Darstellungen des Abendmahls aus der Zeit der Renaissance nachweisbar (siehe Abendmahl, Ghirlandaio, Fresko 1480/90, Florenz, Refektorium von San Marco). Auf der am linken Bildrand schlecht erhaltenen Inschriftentafel des Bildes ist folgendes zu lesen:
"tabula haec quam manu…industria Simonis comitis Lippiae pa…inviolata servietur…1612 aetatis 58"(Diese Tafel, welche manuell mit regem Fleiß des Grafen zur Lippe unbeschädigt übergeben worden ist 1612 im Alter von 58 Jahren). Salome, femme fatale, männermordender Vamp, hat ihr Recht auf Erlösung verloren, weil sie sich nicht nur an Johannes, sondern auch an Christus versündigt hat. Ihre Darstellungen sind in der Zeit des 17. Jahrhunderts im Vergleich zu früheren Epochen selten geworden. Erst im 19. Jahrhundert findet die Salome Thematik wieder Aufnahme im Bereich der Bildenden Kunst. In der Malerei, Literatur und Musik wurde Salome zu einer Kultfigur. Simon VI. hat dieses Bild im Alter von 58 Jahren im Jahre 1612 gemalt, zu einer Zeit in der sein Gesundheitszustand immer instabiler und kritischer wurde. Schließlich führte seine Erkrankung im Sommer 1613 zur Erblindung.
Mit geringen Abweichungen und Differenzierungen in der Gestaltung einiger Details (Gewänder, Fußbodengestaltung, Tischtuch, Gegenstand auf dem linken Tisch) orientierte er sich weitgehend an der Bildvorlage. Technisch unzulänglich ausgeführt, entspricht die Figurenauffassung dem Stil des am Prager Hof tätigen Malers Bartholomäus Spranger (1546-1611), der als Hauptmeister des niederländischen Romanismus stilgeschichtlich dem Manierismus zuzuordnen ist.

Material/Technik

Ölfarbe; Leinenstoff / gemalt

Maße

(H x B x T) 113 cm x 143 cm x 7 cm

Literatur

  • Scheef, Vera (2005): Simon VI. zur Lippe und der Tanz der Salome. Giesdorf
  • Scheef, Vera (2009): Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde. Bielefeld
  • Walz, Sandra (2008): Tänzerin um das Huapt. München
Lippisches Landesmuseum

Objekt aus: Lippisches Landesmuseum

Das Lippische Landesmuseum Detmold ist das größte und älteste Regionalmuseum Ostwestfalen-Lippes. 1835 als Naturhistorische Sammlung gegründet,...

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