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Stiftung Schloß Friedenstein Gotha: Schloßmuseum

Über das Museum

Schloss Friedenstein beherbergt seit 1949 das Gothaer Schlossmuseum. Den Grundstock für die heutigen Sammlungen bilden die reichen Bestände des ehemaligen Herzoglichen Museums, das im 19. Jahrhundert aus der Friedensteinischen Kunstkammer hervorgegangen ist. Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (1601-1675) hatte in den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts im zweiten Obergeschoss des Westturmes seines neu erbauten Residenzschlosses eine Kunstkammer einrichten lassen. 1656 wurde das erste »Inventarium über die Kunst Cammer« angelegt, ein zweites folgte bereits 1657 und wurde bis1672 ergänzt. Im Generalverzeichnis des Inventarsvon 1657 sind vier große Bestandskomplexeder Kunstkammer aufgeführt: Artificialia, Naturalia, Anatomica sowie Architectonica. Die in zwölf Unterabteilungen gegliederte Artificialia umfasste mit annähernd 1150 Objekten mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes. Nachdem Herzog Ernst der Fromme im Jahr1675 verstorben war, kam es 1681 unter seinen sieben Söhnen zur Landesteilung. Während die vier jüngsten Brüder des regierenden Herzogs Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646bis 1691) von einer Teilung der Kunstkammerbestände absahen, bestanden Albrecht von Sachsen-Coburg (1648-1699) und Bernhard von Sachsen-Meiningen (1649-1706) auf der Herauslösung ihrer Anteile. Trotz dieses Aderlasses gelang es Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg wie auch seinem Nachfolger, Friedrich II. (1676-1732), die Sammlungen erheblich zu erweitern. Zudem verfügte Friedrich I. in seinem Testament, dass die Friedensteinische Kunstkammer in Gotha verbleiben müsse. Auf Veranlassung des kunstsinnigen Herzogs Friedrich II. wurden die Bestände im frühen 18. Jahrhundert neu geordnet und inventarisiert. Im Jahr 1712 ließ er die Numismatica aus der Kunstkammer herauslösen und als eigenständige Sammlung der Herzoglichen Bibliothek angliedern. Erst kurz zuvor hatte dieser Sammlungskomplex mit dem Erwerb der herausragenden Münzsammlung des Grafen Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt (1653 bis 1716) enormen Zuwachs erhalten. Laut Inventar von 1721 hatte sich der Umfang der meisten Sammlungskomplexe seit der Gründung der Gothaer Kunstkammer mehr als verdoppelt und in einigen Bereichen - beispielsweise bei den Elfenbeinobjekten - sogar verdreifacht. Die Kunstkammer war nun in mehreren Gemächern und Kabinetten des Ostturmes von Schloss Friedenstein untergebracht. Bereits im 17. Jahrhundert war es ausgewählten Interessenten möglich, die Gothaer Kunstkammer zu besichtigen und zu Studienzwecken zu nutzen. 1719 besuchte der Reiseschriftsteller Johann George Keyßler (1693-1743) die »mit vielerley merckwürdigen Dingen angefüllete« Friedensteinische Kunstkammer und war so beeindruckt, dass er ihr in seiner 1741 erschienenen »Fortsetzung Neuester Reisen durch Teutschland (…)« eine ausführliche Beschreibung gewidmet hat. Neben Friedrich II. gilt der ab 1804 regierende Herzog August (1772-1822) als der kunstsinnigste unter den Gothaer Regenten. Durch seine umfassende Sammeltätigkeit wurden die Bestände der Kunstkammer nochmals um ein Vielfaches bereichert. Johann Wolfgang von Goethe erwirkte von Herzog August die Erlaubnis, dass sein Freund Johann Heinrich Meyer die Sammlungen der Friedensteinischen Kunstkammer für die Erarbeitung seiner »Geschichte der Kunst« nutzen durfte. Zu Augusts besonderen Verdiensten zählt die Gründung des Chinesischen Cabinets, das im 19. Jahrhundert neben der Londoner Ostasiensammlung als bedeutendste Einrichtung dieser Art in Europa galt. Auch die Ägyptische Sammlung, die zu den ältesten in Deutschland zählt, wurde von Herzog August begründet. Die in der Kunstkammer bereits vorhandenen Bestände an Ostasiatika und Ägyptika wurden herausgelöst und bildeten jeweils den Grundstock für die neuen Spezialsammlungen. Diese Separierung einzelner Sammlungsbestände leitete jedoch gleichsam das Ende der Friedensteinischen Kunstkammer ein. Nach Augusts Tod übernahm kurzzeitig dessen jüngerer Bruder als Herzog Friedrich IV. (1774-1825) die Regentschaft. Er hatte zuvor über mehrere Jahre in Rom gelebt und dort zahlreiche Kunstwerke für die Gothaer Sammlungen erworben, beispielsweise eine altmexikanische Vogelkopfmaske der Mixtekenkultur aus den vatikanischen Sammlungen oder auch die »Reste« der berühmten Galerie Giustiniani. Im Jahr 1824 ließ Friedrich VI. aus den Beständen der Kunstkammer und der umliegenden herzoglichen Schlösser eine Gemäldegalerie im Schloss Friedenstein einrichten. Die für ein ausgewähltes Publikum zugängliche Galerie war in der mittleren Etage des Westturmes untergebracht und erstreckte sich über zwölf Räume. Nach dem Erlöschen der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg und der 1826 erfolgten Vereinigung der Herzogtümer Coburg und Gotha in Personalunion, erfuhren die Friedensteinischen Kunstsammlungen von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818-1893), einem Enkel Herzog Augusts, besondere Förderung. Zur zeitgemäßen Präsentation der Sammlungen ließ er nach Entwürfen des Wiener Architekten Franz von Neumann (1844-1905) im Park vis-à-vis des Schlosses Friedenstein einen Museumszweckbau errichten, der 1879 eröffnet werden konnte. Mit Ausnahme der Bibliothek und des angegliederten Münzkabinetts wurden alle Sammlungsbestände in dem Neubau untergebracht. Erster Direktor des Herzoglichen Museums wurde der Philologe, Archäologe und Kunsthistoriker Carl Aldenhoven (1842-1907), der die Sammlungen bis zu seiner Berufung zum Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museums im Jahr 1890 einer Neuinventarisierung unterzog. Die von Aldenhoven zwischen 1879 und 1890 in vorbildlicher Art und Weise verfassten Inventarverzeichnisse behielten bis 1945 ihre Gültigkeit und bilden bis heute die wichtigsten Quellen bei der Dokumentation der nachkriegsbedingten Sammlungsverluste. In der Zeit der Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg erlitten die 1928 in den Besitz der neu gegründeten Stiftung für Kunst und Wissenschaft übergegangenen Gothaer Sammlungen schwere Verluste. Zunächst kam es unter den Augen der US-amerikanischen Besatzungsdienststellen zu Diebstählen wie auch zu illegalen Verkäufen durch Museumsmitarbeiter. Später wurden Sammlungsbestände als Beutekunst in die damalige Sowjetunion verbracht und kehrten in den Jahren 1958/59 nur teilweise wieder nach Gotha zurück. Die vielfältigen Kunstsammlungen des heutigen Schlossmuseums reichen von der Antike bis zur Gegenwart.

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