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Stiftung Schloß Friedenstein Gotha: Museum der Natur

Über das Museum

Das heutige Museum der Natur Gotha wurde zwischen 1864 und 1879 als herzogliches Museum erbaut. Architekt war der Wiener Oberbaurat Franz von Neumann der Ältere (1815-1888). Er erhielt von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha den Auftrag, ein repräsentatives Gebäude zu errichten, in dem Sammlungsobjekte aus den verschiedensten Bereichen attraktiv zur Schau gestellt werden konnten. Als Vorbild des Museumsbaus dienten italienische Renaissancepaläste. Der Mittelteil wird durch eine Glaskuppel und den aufwendig gestalteten Haupteingang hervorgehoben. Ebenso erhalten die vier Ecken durch die pavillonartige Gestaltung eine besondere Betonung. Die große Freitreppe wird von zwei sitzenden Löwen flankiert. Dem Eingangsportal ist eine zweigeschossige Kolonnade vorgelagert, die aus vier ionischen Säulenpaaren besteht, die im darüber liegenden Geschoss im korinthischen Stil wiederkehren. Der Besucher wird von zwei allegorischen Sandsteinstatuen empfangen, welche die Personifizierung von Wissenschaft und Kunst darstellen. Die Figurengruppen auf den Ecken der Attika, die ebenfalls Wissenschaft und Kunst verkörpern, und das zentrale, durch zwei Löwen gehaltene Wappen bilden den Abschluss des ausgeschmückten Mittelbereiches. Auch im Inneren ist das Museum sehr aufwendig und attraktiv gestaltet. Das Vestibül ist einer der schönsten Räume. Seine zentrale Lage und die nach vier Richtungen weit geöffneten Portale machen es zur Drehscheibe für den Museumsrundgang. Acht mächtige Säulen säumen die vier Durchgänge. Der Charakter des Raumes wird wesentlich von dem mehrfarbigen Steinmosaik aus kleinen Stücken italienischen Marmors geprägt. Sein achtstrahliges Bild mit dem Blütensymbol im Zentrum zieht die Blicke zum Mittelpunkt des Museums. Das anschließende Treppenhaus vermittelt Weite und Offenheit. Dessen Wände sind durch aufgesetzte Säulen durchbrochen.
Der Erbauer des Museums, Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, wurde am 21. Juni 1818 geboren. Nach dem Tod seines Vaters trat Ernst Anfang 1844 dessen Nachfolge als regierender Herzog an. Neben seiner großen Jagdleidenschaft zeichnete den Herzog ein generelles naturwissenschaftliches Interesse aus. Mit dem Bau des Museums hat er sich bleibende Verdienste erworben, denn erst jetzt konnten die herzoglichen Sammlungen einem breiten Publikum zu Erbauung und Belehrung präsentiert werden. Die Raumnot der von ihm ererbten und erweiterten Friedenstein’schen Sammlungen ließ bereits 1852 bei ihm den Gedanken an den Bau eines Museumsgebäudes aufkommen. 1863 wurde der Plan konkret und der Herzog bekundete dem Gothaer Landtag seine Absicht, ein Museum errichten zu lassen. Dieser stimmte zu, dafür 120000 Taler aus dem Domänenvermögen bereit zu stellen. Im Sommer 1864 war Baubeginn. Bereits 1867 war das Geld aufgebraucht, das Gebäude aber noch nicht vollendet. Deshalb bewilligte der Landtag weitere 80000 Taler, um es nicht als Ruine stehen zu lassen. 1870 waren auch diese Mittel erschöpft, aber es fehlten weitere 160000 Taler für den Innenausbau. Daher kam es zu einer mehrjährigen Unterbrechung der Arbeiten. Erst 1875 gab der Landtag weitere Mittel unter der Bedingung frei, dass der Verbleib der wissenschaftlichen und der Kunstsammlungen in hiesiger Stadt und ihre öffentliche Benutzung für alle Zukunft gesichert bleibe. Am 17. April 1879 waren alle Probleme vergessen, als die Öffentlichkeit Zugang zum Museum bekam. Insgesamt kostete der Bau über 1,2 Millionen Mark. Einen erheblichen Teil zahlte der Herzog aus seinem Privatvermögen. Seinem Ehrgeiz und seiner Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass die kleine Residenz Gotha ein Museumsgebäude erhalten hat, das zu den stilbildenden Vertretern der Museumsarchitektur des 19. Jahrhunderts in Deutschland zählt.
Bereits 1640 hatte Herzog Ernst der Fromme den Grundstock zu den Gothaer Sammlungen gelegt. Seine Nachfolger erweiterten diese kontinuierlich. Die Sammlungen waren über verschiedene Räume des Schlosses verteilt, die infolge der ständigen Erweiterung in der Mitte des 19. Jahrhunderts hoffnungslos überfüllt waren. Erst das Museum ermöglichte eine ansprechende Präsentation. Mit Ausnahme der Bibliothek und des Münzkabinetts waren hier alle Teile der Sammlungen vereint. Dazu gehörten die Gemäldegalerie, das Kupferstichkabinett, das Chinesische Kabinett, die Sammlung der Gipsabgüsse, das Kunstkabinett und das Naturalienkabinett. Bis zur Enteignung im Jahr 1919 blieb das Museum mit seinen Beständen im Eigentum des Gothaer Herzoghauses, danach gehörte es dem Freistaat Thüringen und wurde Landesmuseum. 1928 wurde es in die »Herzog von Sachsen- Coburg und Gothaische Stiftung für Kunst und Wissenschaft« überführt, die bis 1950 existierte. Der Zweite Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit führten zu erheblichen Verlusten. 1949/50 wurden die Kunstsammlungen in die historischen Räume des Schlosses Friedenstein überführt, im Museumsgebäude verblieben nur die naturwissenschaftlichen Objekte. Bereichert um die Bestände des Naturkundlichen Heimatmuseums, bildeten sie die Grundlage für das am 1. August 1954 eröffnete »Biologische Zentralmuseum«. Vorausgegangen war ein grundlegender Umbau, bei dem erstmals auch getrennte Magazinbereiche eingerichtet wurden. Später erhielt das größte Naturmuseum Thüringens die Bezeichnung »Naturkundemuseum« und ab 1971 »Museum der Natur Gotha«.

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