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Schloss und Stadt Bad Homburg vor der Höhe

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen [1.1.330]
Schloss und Stadt Bad Homburg vor der Höhe (Staatliche Schlösser und Gärten Hessen CC BY-SA)
Herkunft/Rechte: Staatliche Schlösser und Gärten Hessen / David Hall (CC BY-SA)
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Beschreibung

Das großformatige Gemälde zeigt Schloss und Stadt Bad Homburg v. d. Höhe aus Vogelperspektive. Es ist zur Zeit des Landgrafen Friedrich III. Jakob von Hessen-Homburg (1643-1746, reg. 1708-1746) von unbekannter Hand entstanden. Das Gemälde zeigt prominent in der Bildmitte das landgräfliche Schloss mit dem Weißem Turm. An den Westflügel schließt sich die herrschaftliche Bebauung um die heutige Dorotheenstraße an, wo seit 1710 wohlhabende Bürger und hohe landgräfliche Beamte ihren Wohnsitz hatten.
Die kleine Altstadt östlich vom Schloss mit seinen heute noch verwinkelten Gassen ist auf dem Gemälde mit einem in drei Spitzen gedeckten Turm und einem dahinter erscheinenden Kirchenbau mit Dachreiter gut zu erkennen. Eine Kapelle (eines Friedhofs oder Siechenhauses) mit Dachreiter liegt etwas außerhalb der Ortschaft inmitten eine kleinen Wäldchens.
Nach Norden umschließt ebenfalls Baumbestand das Schloss, während die Landschaft, die sich zu den gut sichtbaren Bergen des Hochtaunus im Hintergrund ausdehnt von bewirtschafteten Feldern und Äckern geprägt ist. Bei dem kleinen Dorf im Hintergrund handelt es sich um Oberstedten, das ab 1622 zur Landgrafschaft gehörte. In der Ferne gen Westen sieht man schemenhaft im Taunus auf einer Berganhöhe eine große Burg aufragen; hierbei könnte es sich um die Burg Falkenstein oder Königstein handeln.

Am oberen Bildrand sind zwischen Wolken sieben Putti dargestellt, die äußeren jeweils als musizierendes Paar mit Triangel und Lyra, während die drei Putti in der Bildmitte je andere Attribute oder Instrumente in ihren Händen halten: der Putto links schüttet aus einem Füllhorn silber- und goldfarbene Tau auf das Schloss herab, der in der Mitte lässt ein Lot herab und der Putto rechts hält ein Winkelmaß in seiner linken Hand, von dem zwei Strahlen ausgehen. Der linke Strahl fällt dabei auf einen Abhang im Wald mit Feuerfunken hinter der Ortschaft Oberstedten im Hintergrund des Gemäldes, der rechte Strahl trifft auf das Ziegeldach eines Wirtschaftsgebäudes, das am westlichen Rand des Dorfes liegt.
Während die Musikinstrumente und der Goldregen des Füllhorns (wirtschaftliches) Glück und Segen über die Landgrafschaft symbolisieren, erlauben Winkelmaß und Lot dagegen nur schwerlich eine Gesamtinterpretation der sieben Putten als Symbol für die Sieben Freien Künste.

In einer Untersuchung von 1998 des viel besprochenen Gemäldes (Matthäy und Wenzel 1998) wird dessen Entstehung und die ungewöhnlichen Attribute wie Lot und Winkelmaß der Putti vielmehr mit den Bestrebungen des Landgrafen zur Erzgewinnung in Verbindung gebracht:
1719 gründete sich eine Bergwerksgesellschaft aus sieben Anteilseignern in Bad Homburg, deren Leitung dem Gesellschafter Baron Creutz von Würth von Landgraf Friedrich III. übertragen wurde. Man hoffte auf gewinnbringende Schwererze wie Kupfer, Bleierze oder Gold, und begann an mehreren Stellen zu schürfen. So lässt sich das Winkelmaß in der Hand des einen Putto genauer als Gradbogen beschreiben, ein Messinstrument mit dem der Neigungswinkel von Erzlagerstätten für den Grubenbau mit seinen Stollen berechnet werden konnte. Der rechte Strahl, der von dem Gradbogen ausgeht, fällt auf die Pumpenanlage des Oberstedtener Bergwerks, mit dem die Schächte entwässert wurden. Der linke Strahl fällt auf die Goldgrube bei Oberstedten. Der Silber- und Goldregen aus dem Füllhorn fällt bei genauer Betrachtung nicht auf das landgräfliche Schloss, sondern auf die Rentmeistermühle, die damals im Besitz des erwähnten Anteilseigners von Würth war, der maßgebliche Initiator der Montanprojekte in der Landgrafschaft. Und das Lot des Putto in der Mitte weist genau auf den Stollenmund des Versuchsbergwerks am Platzenberg, nahe der Rentmeistermühle.

Somit bezieht sich das Gemälde auf die neuen Montanbestrebungen mit der Hoffnung auf Erfolg und reichen Geld- und Goldsegen für Landgraf und Anteilseigner. Da die Wasseranlage im Oberstedtener Bergwerke erst im Schreiter'schen Plan vom 24.10.1721 erkennbar ist, liegt eine Entstehungszeit des Gemäldes nach diesem Datum nahe. Da die Bergbaubestrebungen jedoch schon im folgenden Jahr 1722 aufgrund zu hoher finanzieller Belastungen und ausbleibendem Erfolg, eingestellt wurden, lässt sich die Entstehung des Gemäldes auf einen Zeitraum wohl nicht lange nach Oktober 1721 einschränken. Womöglich war es eine Auftragsarbeit aus dem Kreis der Anteilseigner für den Landgrafen Friedrich III. anlässlich der Gründung der Bergwerksgesellschaft.

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Breite
105,0 cm
Höhe
274,5 cm

Literatur

  • Andrea Pühringer (2020): Vom "Fürstlichen Raubnest" zum elitären "Fürstenbad". Marburg
  • Gemeinschaftskreis Alt-Homburg e.V., Heinz Matthäy (1998): Neue Detailentdeckungen an einem Ölgemälde im Landgrafensaal des Homburger Schlosses. Bad Homburg, S. 8-11, Abb. 2
Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Objekt aus: Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

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