Der kleinste der 3 kupfernen Kubizierbehälter hat ein Fassungsvermögen von 60l. Er ist aus Kupfer gefertigt und steht auf einem Ring mit 4 geschwungenen Füßen. Diese stehen nicht direkt auf dem Boden, sondern nutzen dazu eine exakt einstallbare Schraube mit der der Behälter exakt in der Senkrechte und Waagrechte austariert werden kann. Der Kubizierbehälter ist austariert, wenn ein Senkgewicht, das von der Decke des Behälters frei herunterhängt, über die am Boden befestigte Spitze gebracht wurde. In einem Glasrohr an der Vorderseite wird der Füllstand angezeigt und mittels eines Schiebers kann dieser an dem Maßstab aus Messing daneben abgelesen werden. Der Maßstab ist parallel zur Glasröhre angebracht und die Skala reicht von 0 (oben) bis 60 (unten). Sie zeigt an wie viel Wasser dem Behälter beim Befüllen des zu eichenden Fasses entnommen wurde. Die Zahl 60 ist hier leider von einem Eichzeichen überklebt. Dieses zeigt im Oval "DR" für Deutsches Reich und im Wappenschild eine leider nicht mehr lesbare Zahl. Auch am Eichstempel am oberen Ende des Maßstabs ist nur "DR" zu erkennen. Die Eichstempel garantieren, dass der Behälter selber auch geeicht wurde. Ganz unten befindet sich ein Anschluss zum Ablassen des Wassers (in das zu eichende Fass). Oben ist ein Überlauf, der garantiert, dass nicht zu viel Wasser in den Behälter eingefüllt werden kann. Der Messingring besitzt die Punze No 41.
Hintergrundinfo:
Kubizieren ist ein heute nicht mehr gebräuchlicher Begriff aus der Mathematik und bedeutet die 3. Potenz - analog zum quadrieren als Begriff für die Errechnung der zweite Potenz.
Der Kubizierbehälter ist der wesentliche Bestandteil eines Kubizierapparats zur Bestimmung des Rauminhalts eines Gefäßes. Die Kubizierbehälter im Wiegehäuschen wurden zur Eichung von Weinfässern verwendet. Weinfässer wurden von meist ortsansässigen Küfern hergestellt und hatten meist nur ungefähr das gewünschte Fassungsvermögen. Kurfürst Jacob III. von Eltz führte an der Mosel im Jahre 1567 die Eich ein: das Normen von Wein und allen anderen Waren, die man mit Weinmaßen zu messen und verkaufen pflegte. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts veranlasste Preußen die Einrichtung von staatlich kontrollierten Eichstellen in den Moselgemeinden. Eichmeister wurden bestellt, um das Fassungsvermögen zu bestimmen. Der Vorgang, wurde Auslitern genannt und dauerte eine Stunde. Als Hilfsmittel standen dem Eichmeister Gussbehälter zur Verfügung, Zum Auslitern wurde Wasser verwendet.
Beim Eichvorgang wurde das betroffene Fass aus einem Referenzbehälter über einen Schlauch befüllt. War das Fass bis unter das Spundloch voll, so wurde an einem Zählwerk oder an einem Maßstab des Referenzbehälters die aus diesem abgeflossene Menge festgestellt, und im Fasseichbuch zusammen mit dem Namen des Fassbesitzers notiert. Mit dem Aufdrücken der Eichdaten mittels Brenneisen auf den Fassboden war die amtliche Eichung abgeschlossen.
Ab der Nachkriegszeit verdrängten immer mehr industriell und oft auch aus Metall hergestellte Fässer die lokal hergestellten Holzfässer. Da erstere nicht mehr individuell geeicht werden mussten, entfiel die Notwendigkeit lokaler Eichstellen. Im Zuge der Auflösung der meisten örtlichen Fasseichstellen in den späten 1960er Jahren kam auch dieser Messbehälter in den Besitz der ehemaligen Eichdirektion des Landes RLP in Bad Kreuznach und wurde von dieser unserem Museum als Geschenk überlassen.