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Brief von H. R. SCHINZ an J. F. NAUMANN vom 10. Dezember 1815

Naumann-Museum Köthen Autographensammlung - Die Korrespondenz Naumanns [NAUK -41/2]
Schinzbrief (Naumann-Museum Köthen CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Naumann-Museum Köthen / Wolf-Dieter Busching (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Dies ist ein Brief des Schweizer Zoologen HEINRICH RUDOLF SCHINZ an JOHANN FRIEDRICH NAUMANN vom 10. Dezember 1815.
HEINRICH RUDOLF SCHINZ (geb. 30. März 1777 in Zürich; gest. 8. März 1861 ebenda) war Verfasser zahlreicher Monographien zu einzelnen Tierarten und der schweizerischen Fauna.
Nach einem Medizinstudium in Würzburg und Jena, zum Dr. med., nahm er eine Stelle als Bezirksarzt in Zürich an. Ab 1804 unterrichtete er als Lehrer für Naturgeschichte an der dortigen medizinischen Schule. Von 1833 bis 1855 ao. Professor an der Züricher Universität, wobei seine Tätigkeit vorwiegend musealer zoologischer Forschung galt, machte er sich mit mehreren illustrierten Büchern über Vögel und andere Wirbeltiere um die Schweizer Faunistik verdient. Er hatte zahlreiche Brief- und Tauschverbindung mit vielen Ornithologen, so auch J. F. Naumann, dem er Beobachtungsmaterial und Bälge von Alpenvögeln sandte.
So geht es in dem Brief, den Schinz an Naumann am 10.12.1815 schrieb, eben um den Vogeltausch und um die Vogelpräparation:

"Zürich den 10. Dec. 1815.
Wahrscheinlich werden Sie die Ihnen übersandten Vögel und Eyer erhalten haben, welche ich Ihnen durch die SCHIEGGische Buchhandlung in Leipzig übersandte. Sollten Sie gütigst etwas an mich absenden wollen, so ersuche ich Sie es nur an Herrn SCHIEGG Buchhändler in Leipzig mit dem Ansinnen zu senden, es der nächsten Büchersendung nach Zürich beyzupacken. Sollten Sie von folgenden Vögeln etwas beylegen können, so würden Sie mich äußerst verbinden. Anser cinereus, Falco aeruginosus, apivorus mas, cyaneus mas, caesius mas, Emberiza nivalis, Podiceps subcristatus, Tringa pugnax mas, Otis tarda. Außer dem ersten besitze ich zwar alle diese Vögel aber mehr oder minder schlecht. Die übrigen Alpenvögel, welche Sie wünschen, werde ich Ihnen recht bald zu verschaffen suchen. Ich weiß nicht, habe ich Ihnen schon geschrieben, welche Eyer ich besitze?....
Ich habe Ihre Taxidermie mit Vergnügen gelesen, sie enthält ungemein viel lehrrei-ches und neues für mich. Doch mit dem Ausstopfen selbst kann ich mit Ihnen nicht übereinstimmen, Sie wissen jeder hat seine Lieblingsmanier, und hält sie für die beste, aber die meinige scheint mir sehr einfach, und doch kann ich sagen ich stopfe schön aus. Zu Hals und Körper nehme ich einen einzigen geglüheten Draht, biege ihn unten, wo der After seyn soll um, umwinde ihn bey großen Vögeln mit Heu oder Moos und außen mit Werg in Gestalt des Körpers, bey kleineren bloß mit Werg, umwickle ihn mit Hader und bilde dann auch den Hals mit Werg, und so steche ich den vorragenden Draht bis an den Hals durch die Hirnschale, selten nur bey großen Vögeln feile ich ihn kurz, bey Adlern und solchen, die eine harte Hirnschale haben, mache ich, wenn die Haut über den Kopf gezogen ist, ehe ich sie wieder zurückziehe, mit einem Spitzbohrer, ein oder einige Löcher in den Kopf, um nachher den Draht besser durchstecken zu können. Bey Vögeln die mit anliegenden Flügeln gestellt werden, binde ich inwendig die Flügelgelenke mit einem Faden soweit zusammen, als sie am natürlichen Körper liegen. Auch durch die Füße wird ein geglüheter Draht gesteckt, und dann durch den künstlichen Leib durchgestoßen, bis er umgebogen werden kann, auch diese Drähte feile ich selten oder nie spitz, und bohre mit einer dicken Ahle im künstlichen Körper vor. Dies Geschäft geht so geschwind, daß die Verfertigung des Körpers und das Einbringen niemals eine Viertheistunde lang nimmt, und das Einbringen der Drähte in die Füße geht auch sehr schnell. Durch diese Methode kann ich durch einen einzigen Druck dem Vogel alle möglichen Stellungen geben, da der geglühete Draht alle Biegungen annimm... Häute, welche ich nicht gleich ausstopfen kann, werden bloß mit Seifenauflösung bestrichen, und erhalten beym Aufweichen ihre Elasticität vollkommen wieder. Ausgestopfte Vögel trockne ich gar nicht, sondern überlasse dies der Zeit, sie bleiben viel schöner. Auf diese Art ist meine ganze Sammlung und ich darf sagen, sie ist schön und hält sich sehr gut. Auch bey kleinem Säugethieren bediene ich- mich zum Körper und Schwanz nur eines geglüheten Drahtes, und derselben Seife, welche ganz ohne Gefahr ist, da man nachher die Hände leicht rein waschen kann. Sie sehen, ich habe Ihr schönes Buch aufmerksam gelesen, ich hoffe deswegen Sie werden meine Ansichten nicht übel aufnehmen, und mir gütigst verzeihen, wenn ich weitläufig war.
Empfehlen Sie mich gütigst Ihrem Hochachtungswerthen Herrn Vater und beehren Sie mich bald mit einer Antwort.

Hochachtungsvoll Ihr ergebenster
SCHINZ"

Material/Technik

Papier, Handschrift (Tinte)

Maße

3 Seiten a 15 x 19 cm

Literatur

  • Baege, L. (1984): Katalog der Naumann-Korrespondenz. Bl. Naumann-Mus. 8: 5-122. Köthen
  • Stresemann, E. / Baege, L. (1969): Die ornithologische Korrespondenz zwischen Johann-Friedrich Naumann und Heinrich Rudolf Schinz. Acta historica scientiarum et medicinalium 21: 7-87. Köthen
Naumann-Museum Köthen

Objekt aus: Naumann-Museum Köthen

Das Naumann-Museum beherbergt seit über 170 Jahren nahezu den gesamten Nachlass des berühmten Vogelkundlers. Die Vögel sind in verglasten Kästen, mit...

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