Album der Malerin Alwine Frommann, der Tochter des Jenaer Verlagsbuchhändlers Carl Friedrich Ernst Frommann (1765-1837). Auf den insgesamt 71 Albumblättern mit Goldschnitt haben sich zehn Zeichnungen und fünf Druckgraphiken erhalten. Die gezeichneten Beiträge stammen beinahe durchgehend von Künstlern aus dem Umkreis der Berliner Akademie: mit Beiträgen vertreten sind unter anderem Wilhelm Brücke (1800-1874), Carl Steffeck (1818-1890), August Wilhelm Julius Ahlborn (1796-1857), Carl Ludwig Becker (1820-1900), Charles Hoguet (1821-1870), zudem der in Süditalien lebende Frederik Thöming (1802-1873).
Alwine Frommann war selbst Malerin und stellte zwischen 1842 und 1860 mehrfach in der Berliner Akademie aus. Zu ihren präfertierten Sujets gehörten Blumen- und Arabeskenmalereien. Ein Beispiel ihrer Kunst, die wohl nach der Erfindung des Berliner Verlagsbuchhändlers Wilhelm Hertz gezeichnete Arabeske um das Gelegenheitsgedicht "Grabschrift" (1814) von Johann Wolfgang von Goethe war ursprünglich Teil des vorliegenden Albums (Hs 9690 vgl. Hertz 1921, S. 61; Hertz 1931, S. 122; Ausst.-Kat. Frankfurt am Main 2002, Kat. 66, 67, S. 90f.; Ausst.-Kat. Frankfurt am Main/Hamburg 2013, Kat. 127, S. 268f. (Beitrag: Petra Maisak)). Ein weiteres Beispiel, eine nach dem Vorbild mittelalterlicher Miniaturen gestaltete Randzeichnung um ein weiteres Goethegedicht "Fürstenregel" (1814) befindet sich ebenfalls im Besitz des FDH (Hs-16606). Entweder im Umkreis der Berliner Akademie, vielleicht aber auch durch den Kontakt zu der späteren Augusta von Preußen, für die Alwine Frommann seit 1848 als Vorleserin tätig war, müssen die Beiträge des Albums zusammengekommen sein. Auffällig ist die wiederholte Verwendung des sog. Papier Pellée (Blatt 2, 9, 13, 15), einem dicken Zeichenpapier mit weißer Grundierung und grauem Überzug, das samtige Tonwerte erlaubte und bei dem die Lichteffekte nicht durch den Auftrag von Weiß, sondern durch Schaben erzeugt wurden. Künstler wie Carl Steffeck und Carl Ludwig Becker bedienten sich für ihre Beiträge dieses neuartigen, erst 1846 patentierten Papiers, das die Zeichnung optisch der Druckgraphik annäherte. NSt