Knappes Ganzfigurbildnis nach halblinks von Maria Rosina Schindler, geb. Bose (1688-1746) in Witwentracht, als Gegenstück zum Bildnis ihres Ehemanns Severin Schindler, Unternehmer der preußischen Gold- und Silbermanufaktur. Dieser war 1737 gestorben und hatte sein Vermögen für das Schindlersche Waisenhaus in Berlin gestiftet, Georg Lisiewski hatte sein Bildnis posthum 1739 gemalt, seine Tochter Barbara Rosina schuf 1740 das Porträt der Witwe. Möglicherweise wollte der Vater, indem er nicht selbst den Porträtauftrag übernahm, seine Tochter fördern und ihr Talent auch herausfordern. Mit dem Ehepaar Schindler waren die Lisiewskis gut bekannt, Maria Rosina Schindler war außerdem die Patentante von Barbara Rosina (Kovalevski 2010, S. 97).
Die Dargestellte steht an einem Prunktisch, auf dessen Tischfläche ein aufgeschlagenes Buch liegt. Mit ihrer rechten Hand weist sie auf den Buchtext, den "Psalm 116. | 7. Sey nun wieder | zufrieden, meine Seele, | denn der HERR thut | Dir gutes. | 8. Denn du hast | meine seele aus dem | tode gerissen, mein | auge von den thrä= | nen, meinen fuß vom | gleiten. // 9. Ich will wandeln | vor dem HERRN | im lande der lebendi= | gen". Im Hintergrund links ein Vorhang vor einer Wandgliederung, rechts ein Ausblick auf eine Landschaft mit Bäumen, alles gerahmt gefaßt in einem Rechteck. Der Stich stammt aus der Leichenpredigt für Frau Rosina Schindler, Berlin 1746, das Gemälde schuf Barbara Rosina Lisiewska 1740 (erhalten in der Kirche von Schöneiche). Ein Abdruck derselben Platte auf Papier ebenfalls in der Sammlung des Stadtmuseums. [Link VII 63/1311 w]
Schenkung von Emil Hänel, Berlin-Charlottenburg, an das Märkische Museum 1950.
Bezeichnet unter der Darstellung der Titel "Frau MARIA ROSINA SCHINDLERIN, gebohrne BOSIN, | Erb=Frau auf Schön=Eiche und Börnicke, | ist | ao:1688 d. 15ten August in Leiptzig gebohren | ao:1704 an den Herrn Geheimten Rath Schindler | in Berlin verehliget | und daselbst |ao:1746 d. 17ten Jan: im Herrn seel: | entschlaffen.", darunter li. u. "Rosina Lisiewska pinxit", re. u. "F. E. Gericke sculpsit, Berlin 1746".
Literatur: Ekhart Berckenhagen: Anna Rosina Lisiewska-Matthieu-de Gasc. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 31 (1992), S. 77-114, hier Nr. 121 (S. 109).- Kovalevski 2010 = Bärbel Kovalevski: "Es ist [...] eine Ehre, sich auf dem Niveau der großen Künstler zu sehen [...]."Malerinnen der Familie Lisiewsky. In: Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725-1795). Ausstellungskatalog. Hrsg. von der Kulturstiftung Dessau Wörlitz. Berlin 2010, S. 95-106.
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